Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin Uta Enders-Dragässer
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Uta Enders-Dragässer ist seit vielen Jahren in der universitären und ausseruniversitären Sozial- und Frauenforschung in Deutschland tätig. Im Rahmen des Forschungsverbundes "Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen" arbeitete sie als wissenschaftliche Leiterin der Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Frauenforschung e.V. in Frankfurt von 2001 bis 2005 an dem Projekt "Wohnungsnotfälle und Wohnungslose: Zielgruppen- und Bedarfsforschung für eine integrative Wohnungs- und Sozialpolitik". Mit zwei weiteren Instituten wurden dabei in zwei getrennten Studien die wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und sozialstaatlichen Handlungsspielräume von wohnungslosen Frauen ("Frauen in dunklen Zeiten") und Männern untersucht. Beide Studien wurden auf der Grundlage des geschlechterdifferenziert weiterentwickelten "Lebenslagen-Ansatzes", einem Theoriekonzept aus der sozialwissenschaftlichen Armutsforschung, durchgeführt.

Bei der Wiener Konferenz "CATCH – The Needs of Homeless Women" am 16. März 2006 referierte Uta Enders-Dragässer über "Frauen im Wohnungsnotfall und was sie wirklich benötigen". Im dieStandard.at-Interview spricht sie über die neuesten Untersuchungsergebnisse zu Frauen und Wohnungslosigkeit.

dieStandard.at: Sie haben sich von 2001 bis 2005 intensiv mit der Problematik wohnungsloser Frauen auseinandergesetzt und dazu 36 betroffene Frauen zwischen 19 und 70 Jahren interviewt. Was genau haben Sie dabei untersucht?

Enders-Dragässer: Es ging darum zu erkennen, in welcher Weise subjektive Dimensionen wie Deutungen, Bewertungen, Entscheidungen, Aktivitäten von Frauen eingebunden sind in die objektiven gesellschaftlichen Strukturen weiblichen Lebens bzw. umgekehrt, in welcher Weise gesellschaftlich strukturierte Lebensverhältnisse und individuelle Deutungsmuster ineinander greifen, einander bedingen und für Frauen handlungsleitend werden: Viele wohnungslose Frauen versuchen oft, etwas zu bewältigen, was als ihr persönliches Defizit oder Problem gilt, aber in Wirklichkeit sind es oft strukturelle Benachteiligungen, die sich dahinter verbergen. Das ist wie ein Gegenstrom, der sie immer weiter davon abbringt, wieder das Ufer zu erreichen.

Den Prozess des Wohnungsnotfalls – Beginn – Verlauf – aktuelle Situation zum Zeitpunkt des Interviews – haben die interviewten Frauen in der Rückschau rekonstruiert. Dieses Datenmaterial wurde dann mit einer retrospektiv angelegten Querschnittstudie ausgewertet.

dieStandard.at: Wie geraten Frauen in die Notsituation?

Enders-Dragässer: Es beginnt oft damit, dass sie sich überfordert fühlen, ihre aktuelle Lebenssituation zusammenzubrechen droht, sie aber keine ausreichende Unterstützung mehr durch ihr privates Umfeld bekommen können. Dann sind sie auf institutionelle, öffentliche Hilfe angewiesen, damit sie eine Chance haben, da wieder herauszukommen. Institutionen und Beratungsstellen gibt es aber zu wenige, sie sind meist geschlechtergemischt und überhaupt nicht bedarfsgerecht. Die Frauen meiden sie und ich kann verstehen, warum sie sie meiden müssen: Sie geraten dadurch noch tiefer in die soziale Stigmatisierung und geholfen wird ihnen dennoch nicht angemessen. Dadurch entsteht dann unter anderem die bei Frauen weit verbreitete verdeckte oder versteckte Wohnungslosigkeit, durch die wohnungslose Frauen kaum in Statistiken aufscheinen. Es können nur die Einrichtungen, die frauengerecht arbeiten eine – zum Teil erstaunlich weitreichende – Hilfe für wohnungslose Frauen bewirken, das ist im Laufe der Studie sehr deutlich geworden.

dieStandard.at: Wie versuchen die Betroffenen, ihre Situation zu bewältigen?

Enders-Dragässer: Die Bewältigungsmuster sind sehr vielfältig. Sie sind eingebettet in lebensgeschichtliche Ereignisse und Krisen, die geschlechtsspezifisch begründet und für große Gruppen der Bevölkerung so oder anders "normal" sind. Als wesentliche Risikofaktoren erwiesen sich aus der Betroffenenperspektive Armut, häusliche Gewalt, extreme Kränkungen, Sucht, Krankheit, Behinderung sowie Bildungsbenachteiligungen und Erwerbslosigkeit.

Weibliche Wohnungslosigkeit hat viel tiefere Wurzeln als es nach außen hin oft den Anschein hat, deshalb ist es so wichtig, frauenspezifische Angebote auszubauen und auch die Arbeit in den gemischtgeschlechtlichen Einrichtungen zu ihren Gunsten zu verändern, zum Beispiel durch Gender Mainstreaming – was auch den Männern zugute käme.

dieStandard.at: Welche Vorteile bieten frauenspezifische Einrichtungen?

Enders-Dragässer: Was eine ganz große Rolle spielt ist die Freiheit von Gewalt und von männlicher Dominanz und auch des männlichen blinden Flecks weiblicher Lebensrealität gegenüber. Dann die professionellen Betreuerinnen, als ein Gegenüber, sodass die Frauen sich uneingeschränkt immer wieder mitteilen können – das ist bei einem männlichen Gegenüber immer wieder eingeschränkt. Und von daher sind das auch Orte, an dem sich die Frauen unter Frauen neu orientieren können: an den Betreuerinnen als Rollenvorbildern oder auch an anderen Frauen, die schon weiter sind oder denen es gelungen ist, wieder in normale Verhältnisse zu kommen.
Dieses Umfeld kann ihnen vor allem helfen, an zwei zentralen Punkten zu arbeiten: Zum einen am Thema Berufstätigkeit – sie brauchen nicht nur Wohnhilfen, sondern auch Hilfe um wieder erwerbstätig sein zu können oder berufliche Förderungen zu bekommen – und zum anderen an der Situation, Mutter zu sein oder wieder Mutter werden zu können. Ein hoher Anteil der Interviewpartnerinnen waren Mütter, wobei deutlich wurde, dass der Hilfebedarf von Frauen viel komplexer ist, als der von Männern: Sobald da Kinder ins Spiel kommen – ob sie bei ihnen leben oder in Heimen oder vielleicht ‚verloren’ sind – müssen viel mehr Probleme bedacht und bearbeitet werden als bei Frauen ohne Kinder.

dieStandard.at: Wie profitieren Mütter von den Fraueneinrichtungen?

Enders-Dragässer: Sie können sich dann trauen, Hilfe anzunehmen, ohne Angst haben zu müssen, aufgrund ihrer Situation die Kinder zu verlieren. Es gibt bereits Ansätze, dass Familienhelferinnen rechtzeitig in die Familien gehen und helfen, sodass manche Frauen bei entsprechender Betreuung ihre Kinder auch behalten können. In vielerlei Hinsicht sind wir in Deutschland da aber noch schwer am Anfang.

Die Frauen kämpfen jedenfalls um ihre Kinder. Wenn sie sie verloren haben, wenn sie ihnen weggenommen wurden, dann ist das ein Drama – da hatte ich ein paar ganz erschütternde Beispiele. Ihre Kinder sollen es einmal besser haben, deshalb kämpfen sie in erster Linie. Frauen, die ihre Kinder zur Adoption freigegeben haben, haben das oft nur deshalb getan, damit diese es einmal besser haben als sie selbst.

dieStandard.at: Welche Maßnahmen haben in der Frauenwohnungslosenhilfe Priorität?

Enders-Dragässer: An erster Stelle muss die Beratung stehen, sonst ist der Bedarf einfach nicht zu klären. In Deutschland gibt es da ein kompliziertes Hilfesystem, das zwischen Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit unterscheidet. Die Obdachlosenhilfe ist kommunal, sie organisiert ein Notquartier und macht nur das Notdürftigste, wenn jemand seine Wohnung verliert. Sie verschafft eine Wohnmöglichkeit, fragt aber nicht nach den Gründen – das ist unmöglich. Die Wohnungslosenhilfe geht davon aus, dass es den Leuten, die zu ihnen kommen, noch schlechter geht, als wenn sie obdachlos wären. Erst wenn definiert werden kann, dass sich jemand in besonderen sozialen Schwierigkeiten befindet und aus eigener Kraft eine Überwindung nicht möglich ist, dann kann die Betreffende an die Wohnungslosenhilfe weitervermittelt werden. Die ist viel besser, denn dort wird mit Beratung gearbeitet und in der Obdachlosenhilfe nicht.

In der Gesellschaft werden die Begriffe oft falsch verwendet – viele denken, Obdachlosigkeit ist das Ende der Fahnenstange. Nach dem Hilfesystem ist es aber der Beginn, das sind zwei ganz getrennte Systeme mit verschiedenen Einrichtungen und Hilfsstellen. Wir fordern, dass die Systeme gekoppelt sind und Betroffene in beiden Bedarfsfällen zu denselben Beratungsstellen gehen kann.

Lesen Sie weiter, welche Unterstützung sich die Betroffenen selber wünschen

dieStandard.at: Was soll in der Betreuung wohnungsloser Frauen besonders berücksichtigt werden?

Enders-Dragässer: Es ist wichtig, dass es nicht dabei bleibt, ihnen eine Wohnmöglichkeit zu verschaffen, sondern auch viele Probleme und Bedürfnisse rundherum zu berücksichtigen. Dann sind da tatsächlich ganz enorme Verbesserungen möglich – das dauert natürlich etwas, aber wenn die Frauen rechtzeitig und bedarfsgerecht erreicht werden, ist es erstaunlich, was alles möglich ist. Was wir immer wieder betonen, ist, dass die Frauen keine Sondergruppe sind, also Elendsgestalten, die vom gesellschaftlichen Leben sehr entfernt sind, sondern dass sie in der gesellschaftlichen Normalität verankert sind, aber immer wieder keine Hilfe kriegen, an den Rand geschoben werden und eigentlich daran dann verzweifeln.

dieStandard.at: Rechtzeitige Hilfe bedeutet...?

Enders-Dragässer: Schon wenn sie nur gefährdet ist, also sobald eine Frau sich unsicher fühlt, ob sie mit ihrer Situation fertig wird – sei es, weil sie an der Armutsgrenze lebt, Schwierigkeiten mit den Kindern hat, den Arbeitsplatz verloren oder häusliche Gewalt erlebt hat – und nun auf der Suche nach Hilfe ist. Wenn sie dann ein Angebot finden würde, das ihr hilft, dann würde vieles so früh wieder in richtige Bahnen kommen, dass die Wohnungslosenproblematik im eigentlichen Sinne gar nicht auftauchen muss. Das ist wie ein Kopfschmerz, der nur ein Symptom ist – da ist schon vieles vorher schief gelaufen, aber verdeckt geblieben. Die Frauen werden mit ihren Problemen aber zum Teil nicht ernst genommen.

dieStandard.at: Welche Unterstützung wünschen sich die Frauen selber?

Enders-Dragässer: Sie wollen unbedingt frühe Hilfe, weil sie sich selbst als aktiv ansehen. Sie wollen die Möglichkeit haben, mit entsprechender Hilfe an ihrer Situation zu arbeiten, um da wieder herauskommen zu können. Da spielt die Erwerbstätigkeit eine große Rolle, weil sie denken, dass sie nur damit auf Dauer wieder herauskommen. Wohnungslose Frauen und Erwerbstätigkeit wird aber überhaupt nicht miteinander in Beziehung gebracht. Das ist fast noch ein Tabubruch, dass das zusammengeht, weil man die Frauen für nicht belastungsfähig hält oder andere Vorurteile mitspielen.

Generell sind da noch viele Vorurteile gegenüber wohnungslosen Frauen, besonders, weil man sie nicht sieht. Es ist noch immer ganz wichtig zu erwähnen, dass obdachlose Frauen auf der Straße nur die Spitze des Eisberges sind und das gar nicht natürlich für weibliche Wohnungslosigkeit ist, sondern die verdeckte Wohnungslosigkeit, wo Frauen unter sehr schwierigen Umständen und teils über Zweckpartnerschaften versuchen, über die Runden zu kommen. Und wo es ihnen oft immer schlechter geht.

dieStandard.at: Welche Rolle spielt das Thema Bildung und Ausbildung? Ist das für wohnungslose Frauen ein Thema oder sind andere Dinge viel vorrangiger?

Enders-Dragässer: Die Frauen halten sich aufgrund von Armut in ihren Herkunftsfamilien in hohem Ausmaß für bildungsbenachteiligt, das hat die Studie sehr deutlich gemacht. Eine gute schulische und berufliche Ausbildung halten sie für sehr wichtig – das haben sie zum Teil eben nicht haben können und dem trauern sie oft nach. Sie wissen, dass es bestimmte Berufsbereiche gibt, in denen sie gerne wären, die sie sich aber aufgrund der mangelnden Ausbildung nie erschließen können. Sie schildern das sehr klar, wie sich das aus der Familie über Armut, Alkoholismus, Gewalt entwickelt hat, oder weil sie nur die Hauptschule besuchen konnten. Bestimmte Chancen, sind ihnen von Anfang an verwehrt geblieben. Deshalb sind die Frauen ganz glücklich, wenn sie doch noch eine Ausbildung abschließen können.

In Deutschland gibt es leider die Tendenz, dass immer mehr junge Frauen früh die Schule verlassen, keinen Schulabschluss haben, keine Berufsausbildung – das ist ein großes Problem. Die Schulen und Bildungsträger sehen das meist als Privatproblem nach dem Motto "Sie hat’s halt nicht gepackt", "Sie ist nicht begabt genug", und sie sehen überhaupt nicht, in welchem Umfang soziale Benachteiligung und strukturelle Faktoren verhindert haben, das die jungen Frauen nicht leisten konnten, was von ihnen erwartet wurde. Sie sehen nicht die enormen familiären Belastungen, die da oft dahinter stehen und dass sie da ganz alleine ohne Unterstützung damit fertig werden müssen. Das haben auch die Frauen im Interview oft erwähnt und gesagt: "Da gab es niemanden, der mir geholfen hat – ich war ganz alleine."

dieStandard.at: Gibt es in der Frauenwohnungslosigkeit markante Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich?

Enders-Dragässer: Ich denke, dass es in Österreich relativ ähnlich ist – es gibt überall zu wenig Angebot, nur Wien ist da so eine Insel mit wirklich guten Einrichtungen.

dieStandard.at: Welche Unterschiede gibt es bei den Bedürfnissen von wohnungslosen Frauen und Männern?

Enders-Dragässer: Sehr große. Deshalb war es auch kaum möglich, die beiden getrennten Geschlechter-Studien direkt zu vergleichen oder zusammenzuführen. Die Frauen suchen zum Beispiel aktiv Rat und Hilfe – die Männer nicht. Männern kommt da immer das tradierte Männerbild in die Quere, das ein Mann hart und stark sein muss und da durch muss und dass er sich selbst ungern als schwach erlebt. Auch wenn wohnungslose Männer körperliche Beschwerden haben nehmen sie oft keine Hilfe in Anspruch – solange bis überhaupt nichts mehr geht.

Männer brauchen wegen ihrer Männlichkeit, die sie zum einsamen Cowboy macht, der alles packen muss, auch männerspezifische Angebote. Genauso wie es frauenspezifische gibt, ist es in der Wohnungslosenhilfe auch sehr wichtig, etwas auf die Männer zugeschnittenes zu entwickeln. Dazu braucht es natürlich auch männliche Mitarbeiter, die entsprechend geschult sind. So, wie es bisher in der Praxis läuft, dass Einrichtungen, bis auf wenige Ausnahmen, geschlechtergemischt sind, und das gleichgültig zu sein scheint, kommt man auf Dauer nicht weiter – da kommen die Rollenstereotypen sowohl auf Seiten der KlientInnen wie auf jener der Mitarbeiterschaft sehr stark zum Tragen. Da wird es dann auch schwierig, wirklich nachhaltig zu helfen.

dieStandard.at: Wie gehen die Frauen im Vergleich zu den Männern mit Gewalt um?

Enders-Dragässer: Gewalt bei wohnungslosen Männern wird oft als ein Ordnungsprinzip verstanden – wer dazugehört oder wer nicht – um einer kleinen Gruppe das Leben auf der Straße zu ermöglichen. Was die Gewalt gegen Frauen betrifft, die bei Männern ja auch oft dazu geführt hat, das ihre Beziehung kaputt gegangen sind und sie letztlich auf der Straße gelandet sind, das ist ein enormes Tabu. Unser männlicher Interviewer hatte es sehr schwer, die Betroffenen da zum Sprechen zu bringen. Was allerdings zutage kam, und das ist auch ein Tabu, ist die Kinderfrage: Die Männer sind auch zum Teil Väter und ihr Bemühen, den Kontakt zu den Kindern wieder zu bekommen oder aufrecht zu erhalten, das ist eine ganz eigene Problematik.

Männer wählen außerdem viel eher als Frauen Alkohol als Bewältigungsstrategie und da müsste eigentlich eine andere Alkoholarbeit durchgeführt werden. Frauen tun das auch, aber sie schaffen es noch eher, das einzugrenzen, also einen kontrollierten Alkoholkonsum aber noch kein -Missbrauch. Bei Männern wie bei Frauen ist der Alkoholkonsum teilweise auch ein Bewältigungsversuch für psychische Erkrankungen. Die Hilfen durch die Psychiatrien sind schlecht und werden auch von beiden Geschlechtern ungern angenommen und von daher spielt der Alkohol eine große Rolle. Es wird jedoch außen einfach hingenommen und zuwenig verstanden, dass da eine Bewältigungsstrategie vorliegt, an der gearbeitet werden muss.

dieStandard.at: Pflegen wohnungslose Frauen noch soziale Kontakte?

Enders-Dragässer: Sehr oft haben sie ein informelles soziales Netz, das sie sich im Umfeld der Fraueneinrichtungen aufbauen. Das ist besonders bei Frauen wichtig, die Sucht gefährdet sind, weil sie aus ihrem alten Suchtmilieu herauskommen wollen und dann eine neue Szene brauchen, ein neues Netz, wo ihnen geholfen wird, trocken oder clean zu werden. Die Bedeutung dessen wird nach außen viel zu wenig wahrgenommen, da steckt enormes Potenzial für die Hilfearbeit drinnen. Auch Frauen, die wieder eine Wohnung haben oder die schon wieder sehr gut alleine zurecht kommen, besuchen die Einrichtungen immer wieder, weil sie dieses kleine soziale Netz mit anderen Frauen, mit Betroffenen, mit Ansprechpartnerinnen brauchen. Sie brauchen auch immer wieder die Erreichbarkeit von Sozialarbeiterinnen, um sobald irgendetwas wieder schwierig wird, dort Hilfe zu holen oder den Zuspruch zu kriegen, dass sie es schon schaffen werden oder auch, dass sie Entscheidungen besser nochmals überdenken sollen. Dadurch, dass sie wiederkommen, ermöglichen sie sich und anderen Frauen eine Unterstützung, die für alle Seiten sehr wichtig sein kann.

(Das Interview führte Isabella Lechner.)