Die Band When The Music's Over präsentiert ihr titelloses Debütalbum auf einer ausgedehnten Österreich-Tournee.

Foto: Monkey Music
Wien – Die Musik ist verstummt. Hannes Duscher wirkt ein wenig ramponiert. Am Vorabend hat er mit seiner Band noch einen Liveauftritt absolviert und sich beim Abgang den Kopf ordentlich angehaut. Deshalb ist es für einen Rock 'n' Roller um elf Uhr morgens beim Interview noch ein wenig früh. Wenn die Musik verklungen ist, die Nachwirkungen aber noch anhalten – so soll es sein.

Die Band, in der Duscher den Sänger und Gitarristen stellt, heißt nämlich bedeutungsschwanger When The Music's Over und hat eben ihr Debüt veröffentlicht – ohne Titel. Der Bandname ist Statement genug.

Duscher: "Ich war immer ein Jim-Morrison- und Doors- Fan. Nachdem wir auf keinen Fall eine ,The-Band‘ sein wollten, keine oberflächliche Modeband, suchten wir einen ganz anderen Namen. So sind wir irgendwie auf When The Music's Over gekommen, haben damit also das Genre der ,When-Bands‘ begründet – das gibt's meines Wissens noch nicht. Außerdem hat Morrison ja tief geschürft, ist den Weg gewissermaßen bis zum Ende gegangen."

Florian Steinringer, der neben Duscher sitzende Schlagzeuger der Band, ergänzt: "Der Name kann tatsächlich wörtlich genommen werden. In dem Sinne, dass etwas überbleibt, wenn der letzte Ton zu Ende ist, etwas nachschwingt – Gefühle, Eindrücke."

Zusammengefunden hat das Quartett im Umfeld des 38-jährigen Duscher, der bei Radio FM4 Programmgestalter ist. Auf die geäußerte Vermutung, dass sich dieser Umstand airplaymäßig günstig für die Band auswirken könnte, winkt Duscher ab: "Die dafür 2. Spalte Verantwortlichen sind in ihren Entscheidungen sehr strikt. Ob ich da jetzt fünf Meter weiter sitze oder nicht, ist denen egal."

In der Tagesrotation des Senders ist man trotzdem. Immerhin ist Duscher aber auch einschlägig vorbelastet, er hat früher in Bands wie Almost Howard oder in der um einen DJ erweiterten Groove-Band Planet E gesungen und – in schrillem Fummel – an den Saiten gerissen.

Kein Retrogeschmack

Die Genese der Band: Duscher schrieb Songs und aus dem Freundeskreis heraus fügte sich der Rest irgendwie von selbst, kein besonderer Gründungsmythos. Nach über zwei Jahren hat man unter Zutun von Herwig Zamernik alias Fuzzman und Bassist von Naked Lunch das erste Album produziert. Ein lässiges Rockalbum, dem einerseits die musikalische Prägung Duschers anzuhören ist, das andererseits aber weder retro, beson 3. Spalte ders trendgeil oder gar nostalgisch wirkt.

Duscher: "Natürlich wissen wir alle, dass es unmöglich ist, Rock heute noch neu zu erfinden. Aber es kommt darauf an, wie man gewisse Ideen integriert. Außerdem glaube ich daran, dass sich Qualität durchsetzt. Wir halten da die alte Nirvana-Philosophie hoch und versuchen auch eine Haltung zu transportieren. Wir wollen nicht nur schnell ein paar Klingeltöne verscherbeln und dann wieder in der Versenkung verschwinden."

Dass sich der Einfluss der berühmten Grunge-Band Nirvana auch klanglich niederschlägt, hört man, etwa im Song Muddy Waters, überdeutlich heraus. Duscher grinst und zuckt mit den Schultern. In einem anderen Stück, Left Alone, taucht wiederum ein subtiles Sex-Pistols-Zitat auf.

Peinlich ist trotzdem das nicht. Vielmehr lässt es sich als jene Unbekümmertheit deuten, die Rock 'n' Roll ja 4. Spalte auch um Gottes Willen ausmachen sollte.

Duscher: "Ich finde, man darf heute längst alles zitieren, so lange es nicht plump wirkt." Derart selbstverständlich, wie er diesen Satz sagt, klingt das Ergebnis: zufrieden, aber auch hungrig.

Die Identifikation Duschers mit der Band und ihren Anliegen geht jedenfalls so weit, dass er in der einzigen Coverversion des Albums, Don't Want Know If You Are Lonely von Hüsker Dü, wie der Originalsänger klingt – unabsichtlich, wie er versichert.

So ist es einfach: Gute Musik wirkt nach – was zu beweisen war. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.03.2006)