Telekom-Chef Heinz Sundt

Ein "Rekordergebnis" hat Telekom Austria -Chef Heinz Sundt, der die Unternehmensführung in zwei Monaten an TA-Mobilfunkchef Boris Nemsic übergibt, am Dienstag bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz präsentiert. Die Dividende wurde von 24 auf 55 Cent je Aktie mehr als verdoppelt. Heuer ist ein weiteres Umsatz- und Ergebnisplus geplant, wachsen will die TA auch durch einen Markteinstieg in Serbien und Bosnien.

Kriegskasse gefüllt

Der TA stehe eine "Kriegskasse" von bis zu 3 Mrd. Euro in den kommenden 3 Jahren für Zukäufe im Mobilfunkbereich in Südosteuropa zur Verfügung, berichtete TA-Finanzchef Stefano Colombo. Für die geplante Übernahme der serbischen Mobtel (bzw. dessen Nachfolge-Unternehmens) und der bosnischen Telekom Srpske bedürfe es aber sicher keiner Kapitalerhöhung, ergänzte Sundt.

Der Nettogewinn wuchs auf 417,1 Mio. Euro

2005 steigerte die TA auch dank der im Juli 2005 übernommenen bulgarischen Handyfirma Mobiltel den Umsatz um 7,9 Prozent auf 4,377 Mrd. Euro, mehr als die Hälfte davon entfiel auf den Mobilfunkbereich (2,49 Mrd. Euro). Der Nettogewinn wuchs um 83,5 Prozent auf 417,1 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 37 Prozent auf 620,0 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 12 Prozent auf 1,757 Mrd. Euro. Mit diesen Zahlen wurden die Erwartungen der Analysten und die eigenen Gewinnprognosen übertroffen. Die Übernahme der Mobiltel für knapp 1,7 Mrd. Euro ließ die Nettoverschuldung allerdings um 56,1 Prozent auf 3,082 Mrd. Euro steigen.

Mehr Umsatz erwartet

Für das Geschäftsjahr 2006 erwartet die TA einen Anstieg des Umsatzes um etwa 5 Prozent und des EBITDA von bis zu 10 Prozent. Obwohl auf Grund der Konsolidierung der Mobiltel mit geringfügig höheren Abschreibungen zu rechnen sei, würden das Betriebsergebnis und der Nettogewinn um etwa 20 Prozent steigen, die Nettoverschuldung soll dank des hohen Cash Flows rasch sinken, hieß es. Umsatz und EBITDA im Festnetzbereich werden heuer weiter sinken, im Mobilfunkbereich trotz des harten Preiswettbewerbs neuerlich steigen.

Wachstum im Mobilfunk- und im Internetgeschäft

Profitiert hat die TA 2005 neben dem Mobiltel-Beitrag vor allem vom Wachstum im Mobilfunk- und im Breitband-Internetgeschäft, das die Sprachtelefonie-Umsatzrückgänge allerdings nicht kompensieren konnte. Die Zahl der Handykunden stieg 2005 inklusive Mobiltel um 81,1 Prozent auf 8,96 Mio. Kunden, ohne Mobiltel um 8,5 Prozent auf 5,37 Mio. Kunden. Davon entfielen 3,34 Mio. (plus 3,6 Prozent) auf Österreich, der durchschnittliche Monatsumsatz pro Mobilfunkkunde (ARPU) ging hier von 37,1 auf 36,5 Euro zurück.

Breitband

Im Breitband-Internetmarkt hatte die TA per Ende 2005 einen Marktanteil von 51 Prozent, die Zahl der ADSL-Anschlüsse stieg um 49,7 Prozent auf 574.300. Die Zahl der Festnetz-Anschlüsse ging per Ende 2005 im Zuge der Migration vom Festnetz zum Mobilfunk um 3,6 Prozent auf 2,8 Mio. Anschlüsse zurück.

Die Zahl der TA-Mitarbeiter ging 2005 auf vergleichbarer Basis (ohne Mobiltel) um 1,2 Prozent auf 13.148 Beschäftigte zurück, inklusive Mobiltel stieg die Zahl auf 15.595 Beschäftigte (davon kamen 2.447 Vollzeitarbeitskräfte von der Mobiltel). Seit 2000 hat die TA - zu dieser Zeit laut Sundt "einer der schwersten Sanierungsfälle der österreichischen Wirtschaftsgeschichte" - knapp 40 Prozent ihrer Mitarbeiter abgebaut, heuer sollen weitere 100 bis 200 Festnetzbeschäftigte das Unternehmen verlassen.

sundt übergibt an Nemsic

Sundt übergibt Nemsic mit Ende der ordentlichen Hauptversammlung am 23. Mai 2006 "ein Unternehmen mit hervorragender Bilanz und hervorragendem Ausblick". Seit dem Börsegang im November 2000 sei der Marktwert der TA um insgesamt 5,2 Mrd. Euro gestiegen, der Nettoüberschuss habe von minus 286 auf plus 417 Mio. Euro gedreht. An die Staatsholding ÖIAG, deren TA-Anteil im Zuge der Umwandlung der Umtauschanleihe bis spätestens August 2006 auf 25,2 Prozent sinken wird, seien seit 1997 rund 4 Mrd. Euro an Privatisierungserlösen geflossen.

"Erste Reihe fußfrei"

Die Verzögerungen bei der geplanten Übernahme von tele.ring durch T-Mobile durch die EU-Wettbewerbsprüfung schaue sich die Mobilkom aus der "ersten Reihe fußfrei" an, sagte Nemsic. Die Wettbewerbsbedenken der EU kann der TA-Mobilfunkchef nicht nachvollziehen: "Die Übernahme sollte für den Markt kein Problem sein", die Befürchtungen der EU, die Mobilkom könnte sich künftig mit T-Mobile bei den Tarifen absprechen, seien "absurd".(APA)