Haus der Kölnischen Zeitung von Riphahn und Grod (1928)

Foto: Museum Postsparkasse / Werner Mantz

Architektur auf verschickbaren Grüßen festgehalten: Hier das Kaufhaus "Schocken" (Architekt: Erich Mendelsohn) in Chemnitz, auf einer Ansichtskarte aus dem Jahre 1930.

Foto: Katalog
Wien - Kein Urlaub ohne Grüße. Vorn thront ein pauschales Panorama des jeweiligen Ortes, hinten tummeln sich klein gequetschte Worte an die Lieben. Doch das Hardcover des postalischen Grußes hat nicht nur pelargoniengerahmte Balkonausblicke erobert, auch so manches architektonische Werk hat den langen Weg von A nach B begleiten können.

Im Kassensaal der Postsparkasse sind nun Ansichtskarten aus zwei Jahrzehnten zu betrachten, die auf eine Entdeckungstour durch die Städte der deutschen Moderne entführen. Auch wenn die Postkarte nicht so alt ist wie der Tourismus, so hat das Medium doch schon einige Jahre auf dem Buckel. In Österreich kursiert sie seit 1869, in Deutschland wurde sie 1870 zugelassen. Am Tag der Einführung wechselten 45.000 Stück ihre Besitzer. Doch den richtigen Durchbruch verschaffte der Deutsch-Französische Krieg, aus dem Feldpostkarten versandt wurden.

Das Spiel des Schickens und Empfangens erschloss bald auch das Gros der Architekturinteressierten. "Monsieur Daguerre befahl den Türmen von Notre Dame: Werdet Bild!", heißt es in einer historischen Kritik von Jules Janin. Und aus Boston weiß man Bescheid um den Architekten Henry Hobson Richardson, der sich Bekanntheit verschaffte, indem er in den 1870er-Jahren seine Bauten fotografieren ließ.

Während die Stadtansichten und Blumengrüße längst schon kolorierterweise verschickt wurden, hielt sich die Architekturfotografie bis in die 1940er-Jahre noch in Schwarz-Weiß. "Die Art und Weise, wie die Gebäude der Moderne fotografiert wurden, geben Aufschluss über die ästhetische Disziplin von damals", erklärt der Ausstellungskurator Bernd Dicke, "gewisse Paradigmen der Architekturfotografie haben sich bis heute erhalten."

Eine geometrische Linienführung, menschenleere Szenerien und künstliche Inszenierungen prägen die Abbildungen der 30er- und 40er-Jahre. Auch wenn die Bildbearbeitung per Computer noch Sciencefiction war, so wurde auch damals retuschiert und montiert. Rolf Sachsse, Autor des Ausstellungskatalogs: "Ein tolles Medium, klein und flüchtig. Und selbst wenn die Ansichtskarte meist unter der Wahrnehmungsgrenze liegt, so kriecht sie doch unaufhaltsam durch die Welt." Beim Wien-Stopp sind Architekten wie Erich Mendelsohn, Le Corbusier und Mies van der Rohe zu sehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.03.2006)