Essen - Der KarstadtQuelle-Konzern will mit dem Verkauf von Immobilien sämtliche Schulden tilgen und jährliche Zinsbelastungen im dreistelligen Millionenbereich einsparen. "Wir haben immer erklärt, wir wollen deutlich über drei Milliarden Euro bekommen", sagte Konzernchef Thomas Middelhoff im Interview der "Wirtschaftswoche". Es sei nicht "unmöglich", 4 Mrd. Euro für die Immobilien zu erlösen.

Einem Rückzug von der Börse erteilte Middelhoff eine Absage: "Je erfolgreicher wir hier sind, umso niedriger ist die Wahrscheinlichkeit", dass KarstadtQuelle noch in diesem Jahr von der Börse genommen wird. "Es gibt nach meiner Kenntnis keine konkreten Pläne, dass das Unternehmen zu einem bestimmten Termin von der Börse verschwindet", sagte er der "Wirtschaftswoche".

Neckermann an die Börse

Der "WirtschaftsWoche" zufolge will Middelhoff dem KarstadtQuelle-Konzern zudem mittelfristig mit einem Börsengang der Versandsparte Neckermann und dem Verkauf von 30 weiteren Warenhäusern ein neues Gesicht geben. Middelhoff sagte dem Blatt, der Versandhandel insgesamt werde erst 2007 saniert sein. Die Versandsparte Quelle solle bereits 2006 die Verlustzone verlassen. Bei Neckermann peile er in Zukunft eine Umsatzrendite von fünf Prozent an. "Und dann ist Neckermann meiner Meinung nach kapitalmarktfähig", sagte Middelhoff dem Blatt. Der Konzernsprecher betonte dazu allerdings: "Es ist nicht geplant, mit Neckermann an die Börse zu gehen." Alle Sparten des Konzerns müssten grundsätzlich kapitalmarktfähig sein.

Unternehmens-Sprecher Jörg Howe sagte am Wochenende in Essen, geplant sei ein Verkauf der gesamten Warenhausimmobilien in einem Paket, das anschließend wieder zurückgemietet werde. Es sei nicht daran gedacht, 30 Warenhäuser herauszulösen. Er wies damit einen Bericht der "Wirtschaftswoche" zurück, 30 der einfacheren und schwächeren Häuser sollten "kurzfristig" abgestoßen werden. Das Unternehmen wies auch Angaben zurück, nach denen ein Börsengang der Versandhandelstochter Neckermann nach erfolgreicher Sanierung geplant werde. Jedes Unternehmen müsse jedoch kapitalmarktfähig sein, sagte Howe.

Fortgeschrittene Trennung

Der KarstadtQuelle-Konzern hatte sich erst im Herbst vergangenen Jahres von 74 kleinen Warenhäusern getrennt, die seitdem von britischen Investoren weiterbetrieben werden. Derzeit betreibt der Konzern noch 90 Waren- und 32 Sporthäuser, von denen zunächst 13 unter dem Titel "Premium Group" zu Luxus-Kaufhäusern umgebaut werden sollen. (APA/dpa/Reuters)