Belgrad - Die Belgrader Kreis-Staatsanwaltschaft hat am Montag der Außerkraftsetzung eines Haftbefehls für die Ehefrau des verstorbenen früheren jugoslawischen Präsidenten, Slobodan Milosevic, zugestimmt - das meldete der Sender B-92 unter Berufung auf die stellvertretende Kreis-Staatsanwältin Mira Ilic. Dies bedeutet, dass Mira Markovic, die seit drei Jahren im Moskau lebt, um einem gerichtlichen Prozess, der in Belgrad gegen sie wegen Amtsmissbrauches geführt wird, auszuweichen, ins Land zurückkehren könnte, um dem Begräbnis ihres Mannes beizuwohnen.

Der Belgrader Sender meldete, dass man der JUL-Führerin gleich nach der Einreise ihren Reisepass entziehen würde, um sie zu zwingen, gerichtlichen Vorladungen nach dem Begräbnis zu folgen.

Begräbnis in Belgrad

Die Anklage gegen Markovic wird allerdings nicht rückgängig gemacht, meldeten Medien. Mira Markovic wurde angeklagt, ihren Einfluss genutzt zu haben, um im Frühjahr 1999 dem Kindermädchen ihres Enkels Marko eine Dienstwohnung zu sichern. In der Öffentlichkeit wurde Markovic wiederholt als Auftraggeberin der Ermordung des früheren Präsidenten Ivan Stambolic genannt. Eine Ermittlung gegen sie in dieser Causa wurde nie durchgeführt. Stambolic wurde im August 2000 ermordet, seine Leiche wurde erst im März 2003 unweit der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad entdeckt.

Möglicherweise vorläufiges Begräbnis in Moskau

Marko Milosvic, der Sohn des am Samstag verstorbenen früheren jugoslawischen Staatschefs Slobodan Milosevic, möchte den Vater "in seiner Heimat" beerdigen lassen, schließt eine "vorläufige Bestattung" in Moskau aber noch immer nicht gänzlich aus. "Es sind nicht wir, die entscheiden, alles hängt davon ab, ob man der Familie die nötigen Sicherheitsgarantien erteilen wird", sagte Milosevic Junior für das Erste Programm des russischen Fernsehens vor der niederländischen Botschaft in Moskau, wohin er wegen des Visums gekommen war.

Solle es keine Sicherheitsgarantien für die Familie geben, werde er dem Begräbnis in Belgrad nicht zustimmen, präzisierte Marko. Er habe soeben den Vater verloren und wolle kein Risiko mit der Mutter eingehen, meinte der Sohn Milosevic'. Werde der Haftbefehl für seine Mutter in Serbien in Kraft bleiben, so werde er den Vater "vorläufig" in Moskau begraben lassen, bis die Voraussetzungen für seine Überführung nach Serbien geschaffen werden, sagte er.

Der Belgrader Sender B-92 meldete unter Berufung auf inoffizielle, gut unterrichtete Kreise, dass die Bestattung von Milosevic am Donnerstag, spätestens am Freitag auf dem zentralen Belgrader Friedhof stattfinden werde. Milosevic wird weder in der "Allee der Großen" noch mit Staatsehren beigesetzt werden, meldete der Sender. Die serbische Regierung hat soweit nur wissen lassen, dass sie einem Staatsbegräbnis abgeneigt sei. (APA)