Bagdad - Die politischen Spitzen der irakischen Schiiten und Sunniten haben am Samstag erstmals nach dem Anschlag auf eine wichtige Schiiten-Moschee vor fast drei Wochen wieder Gespräche über eine gemeinsame Regierungsbildung geführt.

Das Treffen war auf zwei Tage angelegt. Nach dem Anschlag auf die schiitische Moschee war das Land an den Rand eines Bürgerkriegs geraten, als es zu zahlreichen Übergriffen gegen Sunniten und deren Moscheen kam. Daraufhin hatten sich die Sunniten-Parteien aus den Gesprächen zurückgezogen.

Kandidat für Ministerpräsidenten

Wie ein Mitarbeiter von Vize-Präsident Adel Abdul-Mehdi von der Schiiten-Allianz mitteilte, begann das Treffen um 13.30 Uhr MEZ. Der Sprecher der größten Sunniten-Partei, Safer al-Aani, kündigte Gespräche zur Bildung einer Regierung und zur Lösung der politischen Krise an. Dabei werde es auch um die Nominierung der Schiiten für das Amt des Ministerpräsidenten gehen. Diese haben Amtsinhaber Ibrahim al-Dschaafari vorgeschlagen, was auf Widerstand bei Sunniten und Kurden gestoßen ist.

Bedingungen der Sunniten erfüllt

Die Sunniten hatten zehn Bedingungen für die Rückkehr an den Verhandlungstisch formuliert. Iraks Präsident Dschalal Talabani hatte am Freitag verkündet, die meisten davon seien erfüllt worden. Er verschob die Eröffnungssitzung des neuen Parlaments, die ursprünglich für Sonntag geplant war, um eine Woche. Damit sollte Zeit für die Verhandlungen über Spitzenämter einschließlich des Ministerpräsidenten gewonnen werden.

Der US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, übt Druck auf die Spitzenpolitiker aus, schnell eine Regierung der nationalen Einheit aus Schiiten, Sunniten und Kurden zu bilden. Davon verspricht sich die Regierung in Washington eine Schwächung des Aufstands und ein Näherrücken des Abzugs der US-Truppen aus dem Golfstaat. (Reuters)