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Foto: APA/Laresser
Linz – Wieder hat ein Geschäft in der Einkaufspassage des neuen Linzer Hauptbahnhofes zugesperrt. Wieder findet sich kein neuer Pächter, der übernehmen möchte. Der Grund: Die Ignoranz des Eigentümers, der Österreichischen Bundesbahnen, behaupten zumindest die Pächter. Die Probleme am Hauptbahnhof Linz können nicht mehr länger hinter der hochgelobten Fassade des Wiener Architekten Wilhelm Holzbauer verstecket werden.

„Zugpferd“ fehlt

Den ersten Ärger gab es bereits wenige Tage nach der feierlichen Eröffnung im Dezember 2004. Der Lebensmittelkette „Spar“ wurde vom Land Oberösterreich im Nachhinein die Öffnung an Sonntagen untersagt. Damit fiel für die anderen Pächter ein „Zugpferd“ weg. Die Umsätze passen nicht, nach einem Juwelier gab jetzt auch ein Reisetaschen- Geschäft auf.

Friseur Heinz Loicht, der im Erdgeschoß des Bahnhofs einen Salon führt, hat aus aktuellem Anlass vor einigen Wochen eine Pächterversammlung einberufen. Für die 80 Quadratmeter im Erdgeschoß zahlt er 1440 Euro Miete monatlich zuzüglich sieben Prozent vom Nettoumsatz. Mittlerweile überweist er den ÖBB aber ein Viertel weniger, denn die „Bundesbahnen als Vertragspartner“ sorgen nicht für Ordnung, meint Loicht.

Negativschlagzeilen

Schlägereien und Vandalismus sorgen seit Monaten für Negativschlagzeilen. Betrunkene Obdachlose pöbeln Kunden an, Punks schlagen und treten Passanten krankenhausreif. „Wir haben ein Problem mit den Randgruppen“, gesteht Erwin Fuchs von der Bundespolizei Linz. Gemeinsam mit den ÖBB, Sozialarbeitern und der Stadt erarbeite die Exekutive derzeit ein Konzept, um „die Gewalt am Bahnhof in den Griff zu bekommen“. Ein Schritt in diese Richtung wurde schon gesetzt. Der Hauptbahnhof bekommt eine eigene Polizeiinspektion. Mitte nächsten Jahres sollen laut Fuchs 50 Beamte in ein neues „Wachzimmer“ ziehen.

Noch ein Winter, in dem stänkernde Punks die Kunden aus der Einkaufspassage im Bahnhof vertreiben, befürchten die Pächter. Noch ein Winter, in dem der Center-Manager der ÖBB „tatenlos“ zuschaut, befürchtet Loicht. „Wir haben in Linz eine Frequenz von 35.000 Kunden am Tag. Wenn der Umsatz der Geschäfte nicht passt, ist das nicht unsere Problem“, meint ÖBB-Pressesprecher Mario Brunnmayr. Der Manager sei nur für die Verpachtung der Flächen zuständig, wehrt er die Anschuldigungen ab.

Kein neues Geschäft

In der Präambel des Pachtvertrages mit dem Friseur steht anderes zu lesen: Die ÖBB sind an der Betriebsführung wie am wirtschaftlichen Erfolg eines jeden einzelnen dieser Unternehmen interessiert.“ In das einstige Reisetaschen- Geschäft kommt jetzt übrigens die Club-Lounge für Fahrgäste der 1. Klasse der Bundesbahn. (Kerstin Scheller, DER STANDARD Printausgabe, 11./12.03.2006)