Wegwerfen ist heute verpönt, zumindest dann, wenn aus dem vermeintlichen Abfall noch irgendwie Nutzen gezogen werden kann. Auch bei diesem Trend nimmt Amerika eine Vorreiterrolle ein: "Plant your leftovers" heißt die Devise, die mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen soll. Indem man nämlich seine Speisereste auspflanzt, vermeidet man nicht nur (Bio-)Müll, sondern geht seinen Kindern auch mit gutem Beispiel voran: Sie lernen, Lebensmittel als solche - im ursprünglichen Sinn des Wortes - zu begreifen und entwickeln mit etwas Glück auch noch Interesse an Pflanzen.
Dass die Restl-Pflanzerei mit Knackwürsten und Eiernockerln nicht funktioniert, liegt auf der Hand. Wohl aber zum Beispiel mit Ananas oder Avocado - an dieser Stelle übrig gebliebene (rohe) Erdäpfel oder Zwiebeln zu erwähnen, hieße, das gärtnerische Know-how der p.t. Leserschaft zu negieren.
Fensterbrett-Farmer
Zurück also zu den "Exoten": Wer unter die Ananasfarmer gehen möchte, muss den stacheligen, grünen Schopf der Frucht so abschneiden, dass rund drei Zentimeter Fruchtfleisch dran bleiben. Diesen Kegel bringt man in Seitlage, damit die Schnittfläche nicht fault, und lässt ihn ein paar Tage lang trocknen. Dann wird das Ananasfragment so tief in einen Topf gesetzt, dass die Erde die Blätter nicht berührt - ideal ist circa ein Zentimeter Abstand - und an einen sonnigen Platz gestellt. Nach einigen Wochen sollten sich Wurzeln und neue Blätter gebildet haben. Die Wahrscheinlichkeit, die selbst gezogene Ananas zum Blühen und zum Früchte tragen zu bringen, ist zwar nicht allzu groß, aber den Versuch ist die Sache allemal wert. Stammt die ursprüngliche Ananas aus biologischem Anbau, erhöht das die Chancen. Und wappnen Sie sich mit Geduld!
Mehr Action bietet die Avocado, und zwar deshalb, weil man die erste Wachstumsphase ober- und unterirdisch beobachten kann. Wobei "irdisch" im Grunde das falsche Wort ist, denn man setzt den ausgelösten Avocadokern nicht gleich in Erde, sondern in Wasser. Konkret tut man folgendes: Man lässt den Kern ein paar Tage lang austrocknen, dann bohrt man vorsichtig drei, vier Zahnstocher in das oberste Drittel des Kerns - wie Speichen eines Rades und gerade so tief, dass sie halten. Wenn nötig, kann man mit einem kleinen Nagel vorbohren. Schließlich hängt man den Kern mit der Spitze nach oben in ein Glas mit frischem Wasser, indem man die Zahnstocher als Halterung am Glasrand aufliegen lässt. Wichtig: Die untere Kernhälfte muss immer mit Wasser bedeckt sein!
Auch bei der Avocado sprießen nach einigen Wochen Wurzeln aus dem Kernboden und ein Stängel aus der Spitze. Wenn der grüne Trieb mehr als zehn Zentimeter groß geworden ist, kann die Pflanze in den Topf bzw. die Erde übersiedeln; auch hier muss die obere Hälfte herausschauen. Mit etwas Glück und einem grünen Daumen wächst so ein Avocado-Bäumchen heran. (mth, DER STANDARD, Printausgabe vom 11./12.2006)