Madrid - Zwei Jahre nach den Terroranschlägen von Madrid haben die Spanier am Samstag der Opfer gedacht. Bei einer schlichten Zeremonie im Retiro-Park in der spanischen Hauptstadt legten ein algerisches Mädchen und ein spanischer Bub einen Kranz für die 191 Toten nieder. Wie im Vorjahr fand die Veranstaltung, an der auch Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero teilnahm, im "Wald der Erinnerung" statt, in dem 191 Zypressen- und Olivenbäume symbolisch für alle Opfer gepflanzt worden waren.

Das stille Gedenken stand im Zeichen von Schweigeminuten und Gebeten sowie besinnlicher Musik. Eine junge Violinistin spielte im Retiro-Park eine Komposition des Katalanen Pau Casals, bevor die Gäste fünf Schweigeminuten einlegten. Ministerpräsident Zapatero und weitere Politiker legten Kränze nieder. Ausländische Politiker und Abordnungen von internationalen Organisation waren im Gegensatz zum Vorjahr nicht zugegen. Friedensaktivisten aus Marokko betonten ihre Solidarität mit dem spanischen Volk.

Am Vormittag hatte diese inoffizielle Delegation aus Marokko, von wo die meisten der Attentäter stammten, am Madrider Bahnhof Atocha Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt. Atocha war der Mittelpunkt der blutigen Anschläge am 11. März 2004 gewesen. Am Abend schloss eine ökumenische Feier in Atocha das Gedenken ab. Bei Sonnenuntergang beteten Geistliche verschiedener Religionen für Frieden und Verständigung. Dann entzündeten sie schweigend Kerzen, während die Namen der Toten verlesen wurden.

Weitere Gedenkveranstaltungen von Opfergruppen fanden im Laufe des Tages bei den Vorortbahnhöfen El Pozo und Santa Eugenia statt, die ebenfalls von den Bombenattentaten getroffen worden waren. Am Bahnhof El Pozo, wo am 11. März 2004 mit 67 Toten die meisten Opfer zu beklagen waren, gedachten etwa hundert Menschen schweigend der Opfer. Einige hielten Blumen in der Hand, viele weinten.

191 Tote

Vor zwei Jahren hatten insgesamt zehn Bomben vier Vorortzüge in Madrid praktisch zeitgleich zerrissen; dabei waren 191 Menschen getötet und fast 2000 weitere verletzt worden.

Bereits am Freitag hatte die Stiftung für Opfer des Terrorismus ein Konzert des London Philharmonic Orchestra in Madrid organisiert, mit dem auch der Opfer der Londoner Terroranschläge vom 7. Juli 2005 gedacht wurde. Dem Gedenkkonzert wohnten König Juan Carlos und Königin Sofia bei.

Der für die Anschläge zuständige Richter Juan del Olmo steht kurz vor Abschluss seiner Ermittlungen. Nach Angaben aus Justizkreisen dürfte er 30 bis 40 der 116 Verdächtigen vor Gericht stellen, darunter drei mutmaßliche Attentäter. Spätestens am 10. April soll Anklage erhoben werden, der Prozess soll Anfang 2007 beginnen. (APA/AP)