Wien/St. Pölten - Vor einem Monat beklagte sich Niederösterreich über eine "Blockade Wiens" bei der Errichtung des Landesgrenzen überschreitenden Biosphärenparks Wienerwald, jetzt ärgert sich Wien über den Bund. Dieser - so Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) - beteilige sich an der Finanzierung des Unesco-Schutzprojekts nicht.

Konkret geht es um 800.000 Euro jährlich für die Management-Gesellschaft des Biosphärenparks, von denen der Bund nach Wiener Vorstellungen die Hälfte zahlen soll. Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) habe dies aber - so Sima - unter Verweis auf die Naturschutzkompetenz der Länder abgelehnt.

Das will die Wiener Umweltverantwortliche nicht akzeptieren. Am Donnerstag kündigte sie an, den Bund bei der Konferenz der Landesagrarreferenten am heutigen Freitag erneut zum Zahlen auffordern zu wollen - und zwar analog zu der Finanzierung der Nationalparks. Ihr Argument: Wiens flächenmäßiger Anteil am Wienerwald beträgt sechs Prozent, dem Bund gehören aber mehr als 50 Prozent der Waldflächen.

105.545 Hektar Wald

Der Biosphärenpark Wienerwald umfasst insgesamt 105.545 Hektar Waldgebiet - 95.700 Hektar davon in Niederösterreich - und ist in drei Zonen untergliedert. Auf fünf Prozent der Fläche steht Naturschutz im Vordergrund, 80 Prozent sind Entwicklungszonen. Bei Simas Modell würden Wien und Niederösterreich je 200.000 Euro zahlen, 400.000 Euro kämen von Bundesseite.

Durchaus vorstellbar ist für die Wienerin, die 400.000 Euro aus dem Topf für ländliche Entwicklung zu nehmen. "Egal woher, aber der Bund muss sich bei der Absicherung der Zukunft einer europaweit einzigartigen Modellregion beteiligen". Wien jedenfalls habe alle Hausaufgaben gemacht: Das Wiener Biosphärenparkgesetz sei derzeit in Begutachtung, eine Bund-Länder-Vereinbarung zwischen Niederösterreich und Wien sei ebenfalls bereits vorbereitet worden.

Das selbe hatte Niederösterreichs Agrarlandesrat Josef Plank (VP) im Februar bereits für sein Bundesland reklamiert: Das niederösterreichische Biosphärenparkgesetz sei "seit Monaten ausgearbeitet", man warte nur noch auf die Wiener. (APA, bri, DER STANDARD - Printausgabe, 10. März 2006)