Ungeregelte Eigentumsverhältnisse, zweideutige Gesetze, politische Interessen und Korruption auf allen Ebenen. Wer in Serbien investieren möchte, sollte sich entweder im Voraus politische Unterstützung sichern oder auf eine Reihe von Hürden gefasst sein. Das gilt auch für die Privatisierung einer der auflagenstärksten serbischen Tageszeitungen, Vecernje Novosti.

Der serbische Basketball-Superstar, Vlade Divac, versuchte mit einer Gruppe von Aktionären der Vecernje Novosti die Mehrheit an der Zeitung zu übernehmen.

Die Hypo Alpe-Adria sollte den langjährigen Spieler in der US-Basketballliga unterstützen. Die Kärntner Bank winkte ab. Begründung laut Divac: Sie sei da im Geschäft mit der WAZ.

"Monopolverdächtig"

In Belgrad kursiert, Regierungsvertreter und Management hätten das Blatt dem deutschen Medienkonzern versprochen. Die WAZ ist bereits am größten Zeitungskonzern der Region, Politika, beteiligt. "Monopolverdächtig" finden das serbische Journalisten. Österreicher erinnert das Szenario an Krone und Kurier. Die WAZ vereinte die beiden Blätter Ende der Achtzigerjahre in der Mediaprint.

Seit zwei Jahren sei die WAZ am Kauf von Novosti interessiert, bestätigte Srdjan Kerim, WAZ-Direktor für Südosteuropa. Der Prozess sei vor einem Jahr ins Stocken geraten, weil zuerst die Eigentumsverhältnisse zwischen SCG und der Republik Serbien geregelt werden sollten.

Serbien blockiert Mitbewerber

Der serbische Staat versucht unterdessen, Divac' Übernahmepläne zu blockieren. Er klagte den Basketballstar wegen Entwertung der Novosti-Aktien und verlangte eine Entschädigung in der Höhe von 10 Millionen Euro. Zudem fordert der Staat, den Handel mit diesen Aktien vorübergehend zu verbieten und das Unternehmen unter Zwangsverwaltung zu stellen.

Divac' Anwälte protestierten und verwiesen auf "politische Interessen". Die Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro sei Eigentümer von 29 Prozent der Aktien, und nicht die Republik Serbien, die Divac klagte.

Die Privatisierung der Printmedien in Serbien soll bis 23. April abgeschlossen sein. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD; Printausgabe, 10.3.2006)