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Viel Schnee bedeutet auch hohen Gipsverbrauch: Um zehn Prozent mehr Patienten als im Vorjahr müssen derzeit verarztet werden.

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Wien – Auch Thronanwärter müssen dem Schnee Tribut zollen – gemeinsam mit tausenden anderen Menschen. Willem-Alexander, Kronprinz der Niederlande, seine Frau Maxima und ihre beiden Kinder waren am Donnerstag gemeinsam mit allen Bewohnern und Urlaubern in Lech am Arlberg eingeschneit. Wegen der hohen Lawinengefahr war die Straße gesperrt, Zürs, Stuben und Gargellen im Montafon waren auf dem Landweg auch nicht mehr erreichbar. Selbst für die Arlbergbahn musste ein Schienenersatz eingerichtet werden.

Für Westösterreicher ist so eine Situation nicht unbedingt ungewöhnlich, im flacheren Osten der Republik haben viele Menschen langsam genug Schnee für diese Saison gesehen. Denn die Witterung schlägt sich auch auf dem Konto nieder, oder führt ins Krankenhausbett.

Bis zu 100 Patienten mehr pro Tag

"Wir haben mehr zu tun als in einem normalen Jahr, bis zu 100 Patienten mehr kommen pro Tag zu uns", berichtet Harald Hertz, ärztlicher Leiter des Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses in Wien. Mit rund 11.000 Patienten liege man bisher um 10 Prozent über dem Vorjahreswert.

Auch bei den Operationen an stationär aufgenommenen Patienten macht sich der Winter bemerkbar. Rund fünf Prozent öfter muss zum Skalpell gegriffen werden. Der Konnex mit der Witterung sei an den Verletzungen ersichtlich: Knochenbrüche und hier vor allem Speichenbrüche boomen. "Die Patienten rutschen auf Glatteis oder Schnee aus und stützen sich mit den Armen ab", schildert Hertz.

Energiekosten

Der einzige Vorteil, wenn man im Spital liegt: man braucht zu Hause nicht mehr so viel heizen. Die Energiekosten stiegen nämlich schon im Herbst ganz beträchtlich an. Um rund 730 Euro werden die Energiekosten heuer höher sein, rechnet man bei der Mietervereinigung.

Was für Hochverschuldete zum Problem werden kann, glaubt Alexander Maly von der Schuldnerberatung Wien. "Derzeit haben wir noch keine Probleme, aber die Jahresabrechnung kommt erst." Drei Problemfelder sieht er im Zusammenhang mit dem langen Winter: "Die Energiekosten sind höher, die Heizperiode länger – und auch die Saisonarbeitslosigkeit, etwa in der Baubranche, verlängert sich." Dieser Mix trage dazu bei, dass "Hochverschuldete die Grenze zur Überschuldung überschreiten oder bei bereits Überschuldeten das Kartenhaus endgültig zum Einsturz kommt" rechnet Maly.

Zumindest eine gute Nachricht gibt es auf kurze Sicht: Die Betriebskosten für Mietwohnungen werden wegen vermehrter Schneeräumung wohl nicht steigen, prophezeit man bei der Mietervereinigung. Denn während Länder und Gemeinden von deutlich gestiegenen Räumkosten ausgehen, werden die meisten privaten Räumverträge zu Pauschalpreisen abgeschlossen – unabhängig davon, wie viel Schnee herum liegt. (Michael Möseneder, DER STANDARD – Printausgabe, 10. März 2006)