Jan Oliver Huber
Generalsekretär der Pharmig, des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs

Mir geht's um Information, um eine Pille, die sozusagen meinen Wissensstand automatisch aktualisiert. Wir werden heute mit Informationen zugeschüttet, und es wird von der Zeit wie auch von der Aufnahmekapazität her unmöglich, sich mit all den interessanten Dingen zu beschäftigen, geschweige denn, diese zu verarbeiten. Und da wäre es doch interessant, etwa wie bei einem Update der System-Software, seine Gehirnsoftware auf den letzten Stand zu bringen. Überlegen Sie nur, was wir für eine weltweite Bildungsexplosion hätten, die es uns wahrscheinlich ermöglichen würde, viel besser miteinander zu kommunizieren. Das System, also das Hirn, müsste natürlich mit diesen Datenmengen zurande kommen. Es wäre wohl notwendig, nach Fachgebiet und wahrscheinlich auch nach Informationsgehalt dosieren zu können.

Foto: Aleksandra Pawloff

Elisabeth Prchla
Marketing-Managerin bei Merck

Ich hätte gern Gerüche bzw. Stimmungen in eine Pille gepackt. Was mich zum Beispiel mit Lebensfreude erfüllt, ist der Geruch nach Schneeschmelze. Wenn man diesen im Frühling so richtig einatmet und merkt: So, jetzt wird's was. Eine zweite Stimmung wären dicke Regentropfen auf heißem Asphalt. Das ist auch eine Stimmung, die durch einen Geruch hervorgerufen wird. Der Geruch geht ja mitten ins Hirn und bringt alles andere mit sich. Die Bedürfnisse sind da sehr unterschiedlich. Ich hab das mit ein paar Leuten aus meinem Freundeskreis diskutiert, und die waren von der Idee so einer Pille alle begeistert. Der Geruch nach Herbstfeuer, also wenn das Erdäpfellaub auf den Feldern verbrannt wird, wäre auch so eine Pille wert. Eigentlich würde ein kurzer Kick reichen. Man zieht sich zurück, schmeißt sich die Pille ein und denkt sich: Wow, eigentlich hab ich's doch gut, dass ich auf der Welt bin.

Foto: Aleksandra Pawloff

Heidi Bina
Angestellte beim Würstlstand Naglergasse

Eine Reisepille wär super. Einfach einschmeißen und sich dann denken, wohin man will. Warm sollte es dort sein. Spanien wäre nicht schlecht. Dort war ich noch nie. Wohin in Spanien? Ich weiß nicht, es ist ja ein großes Land. Aber auf jeden Fall ans Meer. Zwei Wochen sollte die Wirkung dieser Pille andauern. Schließlich will man ja doch wieder heim.
Aber viel gescheiter wäre natürlich eine Friedenspille. Die müsste dann jeder Mensch nehmen. Ein solches Mittel wird ja immer nötiger, wenn man sich die Welt anschaut.
Eine Pille anstatt einer Käsekrainer? Hm, ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das funktionieren würde.

Foto: Aleksandra Pawloff

Ernst Caramelle
Künstler

Zunächst einmal möcht ich sagen, dass mir die Form der Pille an und für sich schon nicht gefällt. Ich fände es gut, wenn man Pillen zum Beispiel in Form von Bananen konsumieren könnte.
Und dann würde ich mir wünschen, dass einem eine ganz besondere Art dieser Pillen-Banane Sprachkenntnisse verleiht. Ich stell mir das so vor: Man fährt zum Beispiel nach Portugal, isst dort eine Banane und spricht für die Dauer seines Aufenthaltes perfekt Portugiesisch. Würde man dann nach China weiterfliegen und dort eine Banane verzehren, könnte man Chinesisch und so weiter und so fort.

Foto: Aleksandra Pawloff

Helga Kromp-Kolb
Klimaforscherin und Österreichs "Wissenschafterin des Jahres 2005"

Obwohl ich Pillen gegenüber skeptisch eingestellt bin, würde ich mir eine für Einsicht wünschen. Oder sagen wir Verständnis, Verständnis für Zusammenhänge. Also das schluckt man dann und hernach sieht man mit kritischem, aber sehr verständnisvollem Blick Zusammenhänge, die einem normalerweise verborgen bleiben. Man sollte mit ihrer Hilfe Prozesse verstehen, die man sonst nur in ihren Auswirkungen erkennt.
Dabei geht es nicht nur um Intellekt. Da muss mehr dabei sein. Wie nennt man das? Gspür zum Beispiel. So eine Pille würde ich gern weltweit verbreiten.
Dieses Verständnis zum Schlucken sollte sich zum Beispiel auf das Ende der fossilen Brennstoffe oder die Zusammenhänge zwischen Klima und Armut beziehen. Es geht mir darum zu erkennen, wie kleine, alltägliche Handlungen mit großen Geschehen zusammenhängen. An sich wäre die Pille für jeden gedacht.

Foto: Aleksandra Pawloff

Petra Heimlich
Fitness-Trainerin

Ich würde mir eine Harmoniepille wünschen - keine, die man einfach so täglich einwirft, und dann ist alles wunderbar. Nein, eine, die erst nach Bedarf eingenommen wird. Ich denke schon, dass das Bewusstsein, dass man halt manchmal schlechter drauf ist, wichtig ist. Man lernt ja aus solchen Situationen. Und erst in diesem Falle sollte diese Pille helfen, wieder harmonisch mit seiner Umwelt umgehen zu können.
Text: Michael Hausenblas
Fotos: Aleksandra Pawloff
(Der Standard/rondo/10/03/2006)

Foto: Aleksandra Pawloff