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Polizei und Militär sollen eine Wiederaufnahme der Produktion in den bestreikten Ölanlagen ermöglichen.

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In der Hauptstadt Quito zog eine Demonstration zum Parlament, um die Streikenden zu unterstützen.

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Nachdem das Militär die streikenden Arbeiter zurückgedrängt hat, überprüfen Techniker die Ölanlagen auf mögliche Schäden.

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Quito - In Ecuador sind am Mittwoch Soldaten mit Tränengas gegen streikende Arbeiter des staatlichen Ölkonzerns Petroecuador vorgegangen. Durch den Streik war die Ölproduktion des Unternehmens um fast drei Viertel zurückgegangen. Petroecuador, das normalerweise rund 200.000 Barrel Öl pro Tag fördert, hatte davor gewarnt, dass die Produktion gänzlich zum Erliegen käme, falls der Streik nicht beendet wird.

Mittlerweile soll sich die Produktion laut BBC wieder ihrem normalen Niveau annähern. Angestrebt wird, in den nächsten vier Tagen wieder 190.000 Barrel am Tag zu fördern. Techniker haben begonnen, die Schäden an insgesamt 414 Förderanlagen zu bewerten, gab Petroecuador bekannt.

Streikbrecher

Petroecuador hat angekündigt, Streikbrecher zur Wiederaufnahme der Produktion in den betroffenen Anlagen einzusetzen. Die sei angesichts der Anzahl der benötigten Arbeitskräfte nicht einfach, man erwäge aber, neue Verträge mit den beauftragten Sub-Unternehmern abzuschließen, die dann einfach neue Arbeitskräfte anheuern könnten.

Die 4000 Streikenden versammelten sich in der Nähe einer Petroecuador-Ölanlage in der Amazonas-Stadt Lago Agrio, 190 Kilometer östlich der Hauptstadt Quito. "Wir kommunizieren derzeit nicht mit Petroecuador", sagte der Gewerkschafts-Anführer Luis Ubidia, "weder die Regierung noch der Ölkonzern haben eine Antwort auf unsere Forderungen gegeben."

Ausstehende Löhne

Die streikenden Arbeiter hatten Vollzeit-Beschäftigung sowie die Zahlung ausstehender Löhne verlangt. Außerdem kritisierten die Demonstranten die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit dem USA und forderten die Beendigung der Verträge mit dem US-Ölunternehmen Occidental. Arbeitsminister Galo Chiriboga wurde zum Rücktritt aufgefordert, weil er sich weigert, die von der Regierung Anfang Jänner beschlossene Erhöhung des Mindestlohnes um 30 US-Dollar umzusetzen.

Um die Proteste zu beenden, hat die Regierung in den drei Amazonas-Provinzen Orellana, Sucumbíos und Napo den den Ausnahmezustand verhängt. Außerdem sollen bis Freitag 20 Millionen US-Dollar zur Begleichung ausstehender Lohnforderungen bereitgestellt werden, gab Wirtschaftsminister Diego Borja bekannt.

Festnahmen

Die Sicherheitskräfte haben am Donnerstag drei Demonstranten festgenommen. Kurzfristig wurde ein Angehöriger der Eliteeinheit "Rayo" als Geisel genommen, mittlerweile haben die Streikenden ihn aber wieder freigelassen, erichtet die ecuadorianische Zeitung"Expreso".

Sub-Unternehmen

Außerdem verlangen die Streikenden die Ausstellung von Arbeitsverträgen durch den staatlichen Ölkonzern. Bisher hat Petroecuador zahlreiche Sub-Unternehmen mit der Ölförderung beauftragt, diese aber nur in unregelmäßigen Abständen bezahlt: insgesamt soll der Ölkonzern den Kontraktoren 51 Millionen Dollar schulden. Damit konnten die Subfirmen seit fünf Monaten ihre Arbeiter nicht bezahlen.

Eine Untersuchungskommission der Regierung hat nun festgestellt, dass nur sieben der 56 für Petroecuador arbeitenden Subunternehmen eine staatliche Lizenz besitzen, obwohl diese eigentlich Bedingung für die Auftragsvergabe wäre. Arbeitsminister Chiriboga kündigte Konsequenzen an: Er will den illegalen Arbeitsvermittlern in Zukunft den Zugang zum Markt verwehren.

Wahlen im Oktober

Staatschef Palacio, der erst seit der Absetzung seines Vorgängers Lucio Gutierrez im April 2005 im Amt ist, muss bis zur Präsidentenwahl im Oktober mit weiteren Streiks rechnen: benachteiligte Regionen dürften als Gegenleistung für ihre Unterstützung Zugeständnisse fordern.

Erst im vergangenen Monat hatten protestierende Öl-Arbeiter in Ecuador zwei Pipelines lahm gelegt und damit die Ölexporte beeinträchtigt. Ecuador ist Lateinamerikas fünftgrößter Ölproduzent. Die tägliche Fördermenge liegt bei durchschnittlich 530.000 Barrel. (bed/APA/Reuters)