London - Der bahnbrechende Einfluss der Bauhaus-Schule auf die Kunst des abstrakten Modernismus in Europa und in the USA wird in einer umfassenden Ausstellung in der Tate Modern in London beleuchtet. Die kreativen Visionen der beiden Bauhaus-Pioniere Josef Albers (1888-1976) und László Moholy-Nagy (1895-1946) werden von der Tate als eine "Neu-Definition der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft" gewertet. Die Schau mit dem Titel "Albers und Moholy-Nagy: Vom Bauhaus zur Neuen Welt" wird am Donnerstag eröffnet und ist bis zum 4. Juni in der Tate Modern zu sehen.

"Unser Verständnis vom Bauhaus war bisher häufig extrem vereinfacht. Diese Ausstellung zeigt, dass es eine subtile und vielfältige Bewegung war", schrieb die Times. In der Ausstellung, die sich über zwölf Räume erstreckt, werden mehr als 300 Werke der beiden Künstler und Bauhaus-Lehrer aus dem breiten Spektrum von Malerei und Fotografie über Glaskollagen und Skulpturen bis hin zu Möbeln präsentiert.

"Kunst für eine demokratische Gesellschaft"

"Sie wechselten völlig problemlos von einem Medium zum anderen und vermittelten dadurch die Vorstellung, dass die Welt in Bewegung ist und nichts fest steht", sagt Tate-Kurator Achim Borchardt-Hume. Mit der Überzeugung, dass die Kunst eine "ständige und aufregende Entdeckungsreise" sei, habe das Bauhaus die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft neu definiert und "Kunst für eine demokratische Gesellschaft geschaffen", sagte Borchardt-Hume. "Es ist so, als wäre diese Kunst erst gestern gemacht worden." Die Aktualität der Bauhaus-Kunst will die Tate auch dadurch betonen, dass die Exponate gleich neben der großen Martin-Kippenberger-Ausstellung auf Ebene 4 des Museums angesiedelt wurden.

Die Bauhaus-Werke wurden unter anderem aus der Josef und Anni Albers Stiftung, dem Bauhaus-Archiv Berlin, dem Museum Folkwang in Essen, dem Centre Pompidou in Paris, aus US-Museen und der Kunsthalle Bielefeld zusammengetragen. In Bielefeld wird die Ausstellung im Anschluss an London gezeigt, bevor sie im Whitney Museum of American Art in New York zu sehen sein wird.

Albers und Moholy-Nagy

Der 1888 in Bottrop geborene Albers und der Ungar Moholy-Nagy verbrachten nur fünf Jahre, 1923 bis 1928, gemeinsam als Kunstlehrer am Bauhaus in Weimar. Der erste Teil der Ausstellung stellt ihre Arbeiten aus den 20er Jahren in den Mittelpunkt. Albers' Faszination von Farbe und Licht wird unter anderem an seinen beleuchteten Kollagen aus Flaschenglas, Draht und Metall sichtbar.

Auch Moholy-Nagys Experimente mit neuen synthetischen Materialen, seine Plexiglas-Skulpturen und Experimente mit Fotografie und Film werden dargestellt. Einen eigenen Raum widmet die Tate einer Nachbildung von Moholy-Nagys "Light Prop for an Electric Stage". Die reflektierende Licht-Requisite wurde erstmals 1930 im Grand Palais in Paris ausgestellt und gilt heute laut Tate als ein "frühes Beispiel von Installationskunst".

Emigration mit Zwischenstationen

Das Wirken der beiden Künstler in der Emigration in den USA sowie - im Falle von Moholy-Nagy - den Zwischenstationen Amsterdam und London beherrscht den zweiten Teil der Ausstellung. Der Einfluss von Albers' jährlichen Mexiko-Reisen auf seine Arbeit wird ebenso beleuchtet wie die künstlerische Fotografie Moholy-Nagys in London, Eton und Oxford. Beide Künstler, so die Tate, hätten niemals aufgehört, "die Grenzen ihrer künstlerischen Praktiken zu sprengen." (APA/dpa)