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Im Februar stürzte das Dach dieser Markthalle in Moskau ein - 21 Menschen kamen dabei ums Leben

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Saarbrücken/Berlin - Forscher des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) haben neue und exaktere Methoden zur Untersuchung von Bauwerken entwickelt, mit denen in Zukunft Gebäudeeinstürze vermieden werden sollen. Bei der Diagnose von Bauwerken gibt es derzeit noch viele Defizite. Die neu entwickelten Verfahren sollen es ermöglichen, verlässliche Aussagen über die Standhaftigkeit, Ausdauer und Verkehrssicherheit von Brücken und Gebäuden zu gewinnen. Mit Ultraschall, Mikrowellen und Probeentnahmen wollen die Forscher den Gebäuden auf den Zahn fühlen und schadhafte Stellen ausfindig machen. Neben dem Zustand von Beton und Holz können die Wissenschaftler auch die Konsistenz der Polymere, aus dem der beim Bau verwendete Kleber besteht, überprüfen.

Nur wenn mögliche Schäden rechtzeitig erkannt werden, ist es möglich, solch katastrophale Einstürze wie in diesem Winter zu vermeiden. "Wie beim Menschen sind bei Gebäuden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig", erklärt Gerd Dobmann vom IZFP. "Bisher ist in Deutschland nur bei Autobahnbrücken eine Überprüfung im Abstand von vier Jahren Pflicht. Es wäre durchaus sinnvoll, auch Gebäude solch einem regelmäßigen Check zu unterziehen." Wichtig sei aber auch, die Bauvorschriften dahingehend zu verschärfen, dass von Bauherren prüfgerechtes Bauen verlangt werde, so Dobmann. "Die Zugänglichkeit der Gebäude ist eine grundlegende Voraussetzung für ihre Überprüfung", berichtet der Fraunhofer Wissenschaftler. Bei Altbauten sei dies oft ein Problem. Bei Neubauten könne dagegen von vornherein ein entsprechendes "Fenster" eingebaut werden, mit dem man den Zustand des Gebäudes problemlos ermitteln könne.

Parkhäuser im Fokus

Die Art des Prüfverfahrens ist je nach Material unterschiedlich und reicht von der Überprüfung mit einem tragbaren Messgerät bis zur aufwändigen Ultraschalluntersuchung. Besonders wichtig sei auch die Überprüfung von Parkhäusern, erklärt Dobmann. "Durch Schnee und Salz an den Reifen wird das Baumaterial von Parkhäusern extrem strapaziert", so der Wissenschaftler. "Auf den Parkplätzen gibt es ein sehr hohes Korrosionspotenzial." Die komplette Sanierung eines Parkhauses ist aufwändig und kostspielig. Mit den neu entwickelten Verfahren können schadhafte Stellen zielgenau lokalisiert und dementsprechend mit geringerem Aufwand repariert werden.

Zur Zeit arbeiten die Fraunhofer Forscher daran, die Prototypen der bereits entwickelten Prüflösungen in marktreife Prüfsysteme umzusetzen. Ein entscheidender Faktor hierbei sind auch die Kosten der einzelnen Verfahren, damit diese sich später auf dem Markt behaupten können. Bevor die neuen Methoden tatsächlich angewendet werden, muss ihre Prüfzuverlässigkeit zunächst verifiziert werden. Einige Demonstratoren werden bereits in EU-Projekten getestet. Bis die statistischen Daten alle ermittelt sind, wird jedoch wohl noch einige Zeit vergehen. (pte)