Seit seinem Abgang aus dem Berliner Kanzleramt Ende November vergangenen Jahres hat sich der sozialdemokratische Politiker ganz auf wirtschaftliche Aufgaben konzentriert. Er ist nicht der einzige aus seinem ehemaligen rot-grünen Kabinett. Sein Parteifreund Wolfgang Clement, früherer SPD-Bundeswirtschaftsminister, sitzt heute im Aufsichtsrat der RWE Power, Ex-Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser wechselte zur Deutschen Bank.
Vielbeschäftigter Mann
Schröders derzeitige Wirtschaftsaufgaben sind vielfältig. So berät der Ex-Kanzler den Essener Energiekonzern Ruhrkohle AG (RAG) bei dem für 2007 geplanten Börsengang. Für den Schweizer Medienkonzern Ringier ist der Altbundeskanzler als Konsulent tätig. Von einem eigenen Büro in Zürich aus solle Schröder als "Türöffner" für Auslandsgeschäfte aktiv werden, ließ ein Ringier-Sprecher verlauten.
Großes politisches Aufsehen erregte Schröder durch sein umstrittenes Engagement für ein deutsch-russisches Pipeline-Projekt, hinter dem der russische Erdgasgigant Gazprom steht. Deutsche Partner des Projekts sind die E.ON-Ruhrgas und die BASF. Deutsche Medien machten kein Hehl daraus, dass Schröders enger Freund, der russische Staatschef Wladimir Putin, den Deal eingefädelt habe. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Ostsee-Pipeline soll Schröder laut Massenblatt "Bild am Sonntag" mehr als eine Million Euro im Jahr erhalten.
Verhaltenskodex
Das Engagement in Sachen Gazprom brachte Schröder auch Kritik aus den eigenen Reihen ein. Justizministerin Brigitte Zypries verlangte einen "Verhaltenskodex" für ehemalige Politiker. Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz forderte Aufklärung über die Hintergründe. Deutsche Altkanzler haben sich eher selten in der Wirtschaft engagiert. Die Beratertätigkeit von CDU-Ex-Kanzler Helmut Kohl für den Kirch-Medienkonzern sorgte einst für Wirbel, kam aber erst nach der Kirch-Insolvenz ins Blickfeld.
Bemerkenswert ist Schröders Auftritt bei der Superfund-Gala insofern, als die deutschen Sozialdemokraten im Bundestagswahlkampf 2005 extrem kapitalistische agierende Unternehmen - wie eben Hedge-Fonds - scharf kritisierten. Der "Heuschrecken"-Vergleich des damaligen SPD-Chefs und heutigen Sozialministers Franz Müntefering machte nicht nur Schlagzeilen, sondern bestimmte großteils den Wahlkampf. Müntefering damals zur "BamS": "Manche Finanzinvestoren ... fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter.". "Heuschrecken" wurde in Deutschland im Vorjahr sogar zum Börsenunwort des Jahres.
Beim Jubiläum in der Hofburg wird Superfund-Gründer Christian Baha die Erfolgsstory des Unternehmens aufzeigen - 50.000 Investoren, verwaltetes Fond-Vermögen von 1,6 Mrd. US-Dollar, Niederlassungen in 14 Ländern, verkündet die Festschrift. Superfund will nach eigenen Angaben kräftig expandieren, im Frühjahr sein Middle-East-Headquarter in Dubai beziehen und noch heuer - nach New York - auch eine Niederlassung an der EU-Westküste eröffnen.
Begegnungen mit Genossen