Anlässlich des Internationalen Frauentages hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auf die erschreckende Situation von Frauen in Mexiko hingewiesen: Einer Regierungsschätzung zufolge werden über 120.000 Frauen und Mädchen jährlich vergewaltigt, den Opfern kommt oftmals keine Hilfe zu, die Täter werden nicht bestraft. HRW fürchtet bis zu eine Million vergewaltigte Frauen und Mädchen pro Jahr. "Schwangere Vergewaltigungsopfer werden praktisch zweimal zu Opfern", erklärte Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch. "Zuerst durch die Vergewaltiger und danach durch die Beamten, die sie ignorieren, beleidigen und ihnen legale Abtreibungen verwehren."

92 Seiten umfasst der Bericht von HRW mit dem Titel "The Second Assault: Obstructing Access to Legal Abortion after Rape in Mexico". Darin werden die Respektlosigkeit, das Misstrauen und die Apathie, die Vergewaltigungsopfern von Staatsanwaltschaft und GesundheitsarbeiterInnen entgegen gebracht werden. Darüber hinaus zeigt der Bericht auf, wie Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt in weiten Teilen Mexikos nach wie vor ungestraft bleiben.

Abtreibung ist in Mexiko verboten, im Falle einer Vergewaltigung besteht jedoch das Recht auf eine sichere Abtreibung. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, stoßen abtreibungswillige Vergewaltigungsopfer aber auf zahlreiche Hindernisse. Das treibt viele der Frauen und Mädchen zu illegalen Abtreibungen - eine Gefahr für ihre Gesundheit und ihr Leben. "Die mexikanische Regierung muss sicherstellen, dass Vergewaltigungsopfer nicht mit illegalen Abtreibungen oder aufgezwungenen Schwangerschaften leben müssen", forderte Roth. "Ein Beamter, der es versäumt, Vergewaltigungsopfer über die Möglichkeit einer legalen Abtreibung zu informieren, macht sich einer Menschenrechtsverletzung mitschuldig und sollte zur Rechenschaft gezogen werden." (red)