Thronfolgerin fehlt kaiserliches Y-Chromosom
Einige ReformgegnerInnen führen an, dass das Y-Chromosom des Kaisers die kaiserliche Linie erhalte. Daher sollte der Kaiser immer direkt von einem früheren Kaiser abstammen. Der Sohn einer Tochter eines Kaisers könnte damit den Thron nicht besteigen, weil ihr Y-Chromosom von einem Mann außerhalb der kaiserlichen Linie stammen würde. TraditionalistInnen gingen sogar so weit, die Wiedereinführung von Konkubinen für den Kaiser zu fordern, um männliche Nachkommen zu garantieren. Der Großvater des jetzigen Kaisers Akihito, Kaiser Yoshihito (Herrschaftsbezeichnung: Taisho), war Sohn einer Konkubine.
Angst vor Heirat mit Ausländer
Der frühere Wirtschaftsminister Takeo Hiranuma hatte auf die Gefahr hingewiesen, dass sich die heute vier Jahre alte Prinzessin Aiko, Enkelin von Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko, die in erster Linie in den Genuss der Gesetzesänderung käme, eines Tages beim Studium im Ausland in einen "Mann mit blauen Augen" verlieben könnte. Zur Wahrung der Tradition müsse verhindert werden, dass das Kind eines solchen Paares japanischer Kaiser werde. Prinz Tomohito, ein Cousin des Kaisers, sagte in einem Zeitungsinterview, es sei schwierig, die weibliche Thronfolge zu ermöglichen, nur um auf diese Weise Kronprinzessin Masako von dem Druck zu befreien, einen männlichen Erben zu gebären. Die an chronischen Depressionen leidende Kronprinzessin Masako (41) stand unter enormem Druck, einen männlichen Erben auf die Welt zu bringen. Aiko ist Einzelkind. Der jüngere Bruder von Kronprinz Naruhito, Prinz Akishino, ist Vater zweier Mädchen, seine Gemahlin Kiko ist wieder schwanger. Das Kaiserhaus hofft jetzt doch noch auf männlichen Nachwuchs.
Bisher acht Herrscherinnen
Insgesamt gab es acht Frauen auf dem 2600-jährigen Chrysanthementhron, die letzte von ihnen im 18. Jahrhundert. Sie wurden alle als Übergangsherrscherinnen betrachtet. Keine von ihnen gab die Krone an ein eigenes Kind weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Niederlage Japans vollzogen sich unter der US-amerikanischen Besatzung die "Entgöttlichung" des Herrscherhauses und die Abschaffung des shintoistischen Staatskults. Der Kaiser ist das Symbol des Reiches und der Einheit des Volkes und verfügt über keine politischen Machtbefugnisse.