Foto: Freie Bühne Wieden
Matthias Sindelar gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Seine Tore schoss der in Favoriten aufgewachsene "Austria"-Held in der Zwischenkriegszeit. Sindelar erhob die damalige Nationalmannschaft mit Siegen wie 5:0 gegen Schottland zum so genannten "Wunderteam". Soweit auch die biografische Theaterskizze Sindelar von Wilhelm Pellert in der Freien Bühne Wieden: schnelle szenische Happen mit gesanglichen Intermezzi. Dass ausgerechnet zum 100. Geburtstag des Fußballgenies vor drei Jahren die Legende ins Wanken geriet, davon schweigt die Inszenierung Michaela Ehrensteins aber ganze zwei Stunden lang. Noch mehr: Die Tatsache, dass Sindelar einem jüdischen Besitzer 1938 das Kaffeehaus abpresste, wird auf der kahlen Bühne gar zum Akt der Barmherzigkeit stilisiert. Der Stürmerstar, dem Friedrich Torberg nach dem geheimnisumwitterten Tod/Selbstmord ein Gedicht widmete ("Auf den Tod eines Fußballers"), blieb das Ehrengrab zwar erhalten, doch sollte, wer sich auf Biografien spezialisiert, wie es die Freie Bühne Wieden tut, genauer beim Recherchieren sein und/oder differenzierter hochleben lassen. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 07.03.2006)