Paris - OECD-Chefvolkswirt Jean-Philippe Cotis hat das Aufkommen eines "wirtschaftlichen Patriotismus" in mehreren europäischen Ländern kritisiert und betont, dass die Investitionen innerhalb der Europäischen Union (EU) "frei" zu erfolgen hätten. "Die Idee eines Einheitsmarkts dehnt sich auch auf die Investitionen aus. Also ist es wünschenswert, dass die Investitionen innerhalb des Einheitsmarkts frei erfolgen können", sagte Cotis am Montag bei einer Pressekonferenz in Paris.

Einheitsmarkt

Für die OECD sei es wichtig, "dass man die Investitionen in Europa von einem Land zu einem anderen auf der Basis der Rationalität und der wirtschaftlichen Effizienz durchführen kann", betonte er und fügte hinzu, dass man "den Weg zu einem Einheitsmarkt beschleunigen" müsse.

Der Begriff des "wirtschaftlichen Patriotismus" ist in Frankreich im vergangenen Sommer aufgekommen, als Gerüchten zufolge die amerikanische PepsiCo die Übernahme des französischen Nahrungsmittelkonzerns Danone beabsichtigte. Der französische Premier Dominique de Villepin verwendete das Konzept anlässlich der eiligen Fusionsankündigung des Staatskonzerns Gaz de France (GdF) mit dem Verteiler Suez erneut. Dadurch sollen die Übernahmebestrebungen des italienischen Energiekonzerns Enel für Suez abgebremst werden.

Innerstaatliche Bestrebungen der Art wurden aber auch in anderen europäischen Ländern bemerkbar. So verbarg Luxemburg nicht seinen Wunsch, die feindliche Übernahme des Industriekonzerns Arcelor durch die niederländische Mittal Steel zu Fall zu bringen. In Spanien wurde versucht, die deutsche E.ON an der Übernahme des spanischen Elektrizitätsbetriebs Endesa zu hindern. (APA)