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Die Deutsche Bahn verkauft erstmals über die Hamburger-Kette McDonald's Fahrkarten und will damit vor allem Neu-Kunden gewinnen.

Foto: Reuters/Luis Galdamez
Berlin - Vier Bahnfahrten für 99 Euro: Das jüngste Schnäppchenangebot der Deutschen Bahn hat den deutschen McDonald's-Filialen am Montag einen starken Kundenandrang beschert. Bei klirrender Kälte harrten schon vor dem offiziellen Startschuss um 08.00 Uhr viele Reiselustige vor den Geschäften der Fast-Food-Kette aus, in denen die Vierertickets vertrieben werden.

Ein Massenansturm wie bei der ersten Sonderaktion mit dem Discounter Lidl vor einem Jahr blieb allerdings aus. Die Bahn hat dazu gelernt und das Ticketkontingent vervierfacht. Mit dem jetzt angelaufenen "Burger-Ticket" können Reisende für knapp 25 Euro einmal quer durch Deutschland fahren. Die Fahrkarte gilt deutschlandweit für eine beliebig lange Bahnfahrt im ICE, InterCity oder EuroCity zweiter Klasse. Angeboten wird das Viererticket deutschlandweit in rund 1.000 McDonald's-Filialen. Pro Kunde werden maximal fünf Fahrkartenhefte ausgegeben. Insgesamt wirft die Bahn vier Millionen Fahrkarten mit einem Umsatzvolumen von 99 Millionen Euro auf den Markt.

Einschränkungen

Doch beim näheren Hinschauen werden auch die mit dem Ticket verbundenen Einschränkungen deutlich. Am spürbarsten ist dabei wohl, dass die Fahrscheine nicht an Freitagen und Sonntagen gelten. Dies hat seinen Grund: An beiden Tagen sind die meisten Fernzüge ohnehin schon voll, besetzt mit Pendlern und BahnCard-Kunden. Bei der Lidl-Aktion mit einem sehr viel geringerem Kontingent galt das Ticket noch an allen Wochentagen.

Außerdem ist der Zeitraum, in dem die Fahrscheine gelten, sehr viel kürzer. Bis zum 1. Juni - und damit in knapp drei Monaten - müssen die Fahrkarten abgefahren sein. Bei der Vorgänger-Aktion hatten die Bahnkunden noch viereinhalb Monate Zeit. Aber trotz der Einschränkungen ist das Bahn-Angebot auf langen Strecken unschlagbar, wie auch die Stiftung Warentest zugibt. Bei mittleren Strecken lohnt aber vor allem für BahnCard-Besitzer ein Preisvergleich.

Neukunden-Fang

Es sind ohnehin nicht die Pendler, die die Bahn mit ihrem Schnäppchen-Angebot anlocken will. Sie will Neukunden gewinnen. Fast 50 Prozent der Bevölkerung sind noch nie in einem ICE gefahren, das Potenzial ist also groß. "Wir müssen neue Wege finden, auf den Kunden zuzugehen", sagt auch der Vorstandsvorsitzende der DB Fernverkehr AG, Nikolaus Breuel.

Mit dem Vertriebspartner McDonald's haben die Marketingexperten der Bahn diesmal besonders Jugendliche im Visier. "Wir wollen die Menschen dort treffen, wo sie uns normalerweise nicht erwarten", sagt Breuel. Erfahrungen aus der Lidl-Aktion belegen, dass 50 Prozent der Käufer Neukunden waren.

Mit dem Anlauf der Sonderaktion ist Bahn zufrieden. Auch für Unentschlossene besteht noch die Chance auf das Schnäppchen: Zumindest am Montagnachmittag waren die Tickets noch nicht ausverkauft.

Alternativen Vertriebswege bei den ÖBB

Wie die Deutsche Bahn arbeiten auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an alternativen Vertriebswegen. Bereits im Herbst 2005 haben die ÖBB über die Lebensmittelkette Lidl 16.000 Vorteilskarten sowie zahlreiche 48-Stunden-Fahrkarten abgesetzt. Derzeit werde an einer Fortsetzung dieser Aktion gearbeitet, die noch im ersten Halbjahr 2006 auf den Markt kommen soll, sagte ÖBB-Sprecher Jörg Wollmann.

Die ÖBB wollen die alternativen Vertriebswege künftig verstärken, allerdings werde man "das nicht inflationär betreiben", betonte Wollmann. Vielmehr liege der Fokus auf ausgewählten Produkten mit einer Langfristwirkung - wie etwa Vorteilskarten, die eine verstärkte Bahnnutzung der Kunden erwarten lassen. (APA/AP)