foto: Birgit Meinhard-Schiebel
derStandard.at: Sind die Grünen zu alt?

Meinhard-Schiebel: Die Grünen sind und bleiben eine junge Partei. Das ist eine Frage der geistigen Frische und nicht des Lebensalters. Zu alt können sie nicht sein, weil der Altersdurchschnitt der Grünen unter dem der anderen Parteien liegt. Obwohl auch sie in die Jahre kommen und damit immer besser werden.

derStandard.at: Ist Politik überhaupt eine Frage des Alters?

Meinhard-Schiebel: Politik ist alterslos, braucht aber immer eines: Die Erfahrung der jeweiligen Generationen, die Politik machen. Politik junger Menschen hat andere Wünsche und Ziele, andere Ausdrucksformen, ebenso wie die Politik alter und älterer Menschen. Wichtig ist, dass sie alle eines wissen: Unpolititsches Leben ist Selbstbetrug.

derStandard.at: Müssen Grüne Themen immer "jung" sein?

Meinhard-Schiebel: Grüne Themen müssen vor allem eines sein: Dynamisch. Das ist allerdings keine Frage von Lebensjahren. Jung heißt auch, frisch sein und querdenken und sich nicht in konservative Hülsen stecken lassen, in denen sie erstarren.

Übrigens: Themen wie Wohnformen älterer Menschen wie sie bei den Grünen diskutiert werden, sind ja nicht unbedingt den "jungen" Themen zuzuordnen. Obwohl es klug wäre, sich früh darüber den Kopf zu zerbrechen.

derStandard.at: In welchen Dingen unterscheiden sich die "alten" ideologisch von den "jungen" Grünen?

Meinhard-Schiebel: In manchen Wünschen und Zielen. Weil die "alten" Grünen, das heißt, jene, die bereits vor Jahrzehnten "grün" geworden sind, mit ganz speziellen Anliegen angetreten sind. Manche konnten sie verwirklichen, für manche kämpfen sie immer noch - die jungen Grünen haben zu Recht andere Ziele. Beides ist wichtig und beides ist notwendig.

derStandard.at: Die "Plattform Junge Grüne" (Marie Ringler und Thomas Waitz) hat in einem Kommentar der Anderen im STANDARD kritisiert, dass viele Grüne "Gustav", "Chicks on Speed" oder "Two Step" nicht kennen würden und dass sie auch nicht wüssten, was sie mit "City of Heroes", "Halo2", den "Sims" oder "wikipedia" machen sollen. Können Sie mit diesen Begriffen etwas anfangen?

Meinhard-Schiebel: So lange mein USB-Stick einwandfrei funktioniert, kann ich mit allen Begriffen etwas anfangen. Weil ich sie dort abspeichern kann und mit mir herumtragen, um sie dort einzusetzen, wo ich sie brauche. Nötigenfalls lese ich in "wikipedia" nach. Und: Auf unserer Homepage www.seniorinnen.gruene.at gibt es sowieso eine Rubrik, wo nicht so geläufige Begriffe nachgelesen werden können.

derStandard.at: Was sollten die Grünen tun, um mehr "am Puls der Zeit" zu bleiben?

Meinhard-Schiebel: Na einfach den Finger auf die richtige Stelle legen - wie es eben beim Pulsmessen üblich ist.

derStandard.at: Haben "Newcomer" innerhalb der Partei zu wenig Möglichkeiten, um mitzureden?

Meinhard-Schiebel: Nein und nocheinmal nein. Ich bin als Vorsitzende der Initiative Grüne SeniorInnen selbst eine Newcomerin - rede mit, werde gehört und weiß hoffentlich auch etwas zu sagen.

derStandard.at: Alexander Van der Bellen hat am Wochenende nach seiner Wiederwahl als Parteichef gemeint, er wolle noch nicht zu den Grünen SeniorInnen wechseln. Sollte er sich das noch einmal überlegen?

Meinhard-Schiebel: Grins: Ich habe ihm eben ein Mail geschrieben - zu genau diesem zitierten Satz. Weil wir dringend Nachwuchs bei den Grünen SeniorInnen suchen. Der nächste Nationalratswahlkampf steht vor der Tür und wir brauchen jedes graue Haar. Übrigens: Ich bin 60 und finde es cool, Seniorin zu sein.

derStandard.at: Wer könnte ihn als Parteichef beerben?

Meinhard-Schiebel: Er soll lieber noch lange leben und alt werden - mit uns.