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Besonders viel Spielraum für Wachstum sieht man bei der Bawag in der Slowakei.

Foto: Reuters/Bader
Wien - Die Gewerkschaftsbank Bawag P.S.K., die unter ihrem neuen Generaldirektor Ewald Nowotny alle nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen verkauft, will in den östlichen Nachbarländern Österreichs wachsen - aber nicht sehr stark. So könnte man die Auslandsstrategie zusammenfassen, die Nowotny jüngst bei einem Pressegespräch in der Zentrale der Bawag-eigenen Istrobanka in Bratislava vorgestellt hat (in der übrigens bis zum Fall des Eisernen Vorhangs die Spezialbibliothek für Marxismus-Leninismus untergebracht war).

"Unser Motto heißt: Klein, aber fein", beschrieb Nowotny die Strategie. Die Bawag ist in Tschechien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei aktiv.

Retail als Cashcow

Die Istrobanka (Bilanzsumme: 930 Mio. Euro, 750 Mitarbeiter, 540 Mio. Euro Kredite, 53 Mio. Euro Einlagen) fokussiert sich auf Retail, Leasing und Hypotheken.

Wie geschmiert laufe auch die jüngste Vertriebsschiene (sieben Zwei-Mann-Filialen in den Supermärkten der Handelskette Billa, die bis 20 Uhr geöffnet sind) - dieses Vertriebsmodell wird auch für die Nachbarstaaten angedacht.

Laut dem Chef der Istrobanka, Volker Pichler, werde man die Zahl der Filialen von derzeit 55 auf 60 erhöhen. Zum Vergleich: die slowakische Tochter der Erste Bank bringt es auf 340 Filialen, ebenso die Raiffeisen-International-Tochter Tatra Bank. "Spielraum gibt es für uns noch", kommentierte dies Pichler kokett. Das laut Nowotny "sehr einfache" Ziel der Bawag: "Wir wollen unseren Marktanteil, der bei drei Prozent liegt, bis 2008 verdoppeln. Insgesamt liefern die Osttöchter der Bawag rund 5,5 Mrd. Euro und damit ein Zehntel der Bilanzsumme ab - einen Anteil, den der Bawag-Chef auf zehn Milliarden Euro in die Höhe kurbeln möchte.

Nichts Neues verriet Nowotny in Bratislava zu den Fortschritten rund um die Verkaufsverhandlungen der Elektrohandelskette Cosmos-Köck, des Schuhhändlers Stiefelkönig und der defizitären Klavierfabrik Bösendorfer. Laut profil interessiert sich für letztere auch eine Gruppe rund um den Gesundheitsökonomen und Musikfan Christian Köck. Dieser bestätigt auf STANDARD-Anfrage: "Unsere Gruppe könnte ein interessantes Angebot legen. Es wäre schade, wenn Bösendorfer als Teil der österreichischen Kultur den Bach runter ginge." (Renate Graber, Bratislava, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2006)