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Braunschweig - Trotz des vorhandenen Risikos einer Pandemie durch die Vogelgrippe sieht der US-Seuchenexperte Adolfo Garcia-Sastre keine Gefahr einer verheerenden Epidemie wie 1918. Damals waren an der so genannten Spanischen Grippe weltweit bis zu 50 Millionen Menschen gestorben.

Garcia-Sastre, Professor an der Mount Sinai School of Medicine in New York, argumentiert: "Selbst wenn sich H5N1 zu einem für den Menschen gefährlichen Virus entwickelt, wird es dank neuer Medikamente wahrscheinlich nicht zu einer Katastrophe wie damals kommen. Ob, wann und wo eine Pandemie ausbrechen wird, kann niemand sagen."

Trotz ähnlichen Aufbaus seien die Virustypen unterschiedlich. Insgesamt gibt es 16 H- und neun N-Subtypen, die jeweils kombiniert auftreten können. Sollte das Virus jedoch mutieren und von Mensch zu Mensch übertragbar werden, würden nicht nur Impfstoffe, sondern vor allem Antibiotika und antivirale Medikamente derart verheerende Folgen wie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts verhindern.

Laut Garcia-Sastre helfen Antibiotika zwar nicht gegen Viren, würden aber im Ernstfall dennoch viele Leben retten: "1918 starben viele grippegeschwächte Menschen an Sekundärinfektionen wie einer bakteriellen Lungenentzündung." Der Virologe warnte aber, es gebe nicht ausreichend Kapazitäten zur Produktion von Impfstoffen.

Vermutlich haben auch in der Vergangenheit zahlreiche Virustypen ihren Weg vom Vogel zum Menschen gefunden, auch bei der Spanischen Grippe. "H5N1 ist deshalb besonders auffällig, weil es Vögel sehr stark angreift", sagte Garcia-Sastre. Ob aber ein mutiertes H5N1-Virus auch beim Menschen ähnlich aggressiv reagieren wird, sei offen.

Imfpstoff für Menschen

Inzwischen arbeiten Forscher an einem Impfstoff gegen das H5N1-Virus für den Menschen. Ein so genannter Ganzvirus-Totimpfstoff sei bereits in der Erprobung, sagte Thomas Löscher von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität am Freitag.

"Die Immunantwort ist gut - inwieweit er tatsächlich vor Infektionen schützt, muss sich erst erweisen", sagte Löscher.

Mit der Entwicklung werde wichtige Vorarbeit geleistet für den Fall, dass das H5N1-Virus zu einem Von-Mensch-zu-Mensch-Erreger mutiere. Dann könne wahrscheinlich wesentlich rascher ein Impfstoff entwickelt werden, um damit die Bevölkerung zu impfen.

In Österreich geht man nun der Frage nach, ob Vogelgrippe-Infektionsgefahr durch Badegewässer besteht. Dazu formiert sich unter der Leitung des Innsbrucker Hygiene-Experten Manfred Dierich eine Kommission des Obersten Sanitätsrats.

Anlass zu Panik sieht der Hygiene-Experte allerdings keine. So wären die Viren im Wasser sehr verdünnt - und eine Infektionsentwicklung hätte auch etwas mit der Dosis zu tun. Darüber hinaus sind die Erreger der Vogelgrippe auch recht temperaturempfindlich, und das Wasser sei für sie generell keine so gute Umgebung.DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5. 3. 2006)