Düsseldorf - Sportmediziner fordern neue Regeln gegen besonders üble Fouls im Fußball. Bei einem internationalen Sportmedizin-Kongress am Freitag in Düsseldorf sprach sich der Chef-Mediziner des Fußball-Weltverbands FIFA, Jiri Dvorak, dafür aus, Ellenbogenstöße gegen die Köpfe von Spielern härter zu bestrafen. Solche Fouls könnten sogar dazu führen, dass die Gehirnfunktion beeinträchtigt werde.

"Dies ist ein Beispiel dafür, dass wir einige Spielregeln überprüfen müssen. Manche sind über 100 Jahre alt, und sollten an die Erkenntnisse der modernen Sportmedizin angepasst werden", sagte Dvorak. Besserer Schutz der Spieler vor schweren Verletzungen und der Kampf gegen das Doping stehen im Mittelpunkt des Kongresses. Auf Einladung des Fußball-Weltverbandes diskutieren 170 Sportmediziner aus 30 Ländern noch bis Samstag darüber, wie der Fußball in Zukunft von illegalen Mitteln frei gehalten werden kann.

Zwar sei Doping im Fußball bisher nur selten aufgefallen: "Aber es besteht die Gefahr, dass neue Doping-Methoden aus anderen Sportarten übernommen werden", sagte Michel D'Hooghe, Mediziner und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees.

Zu viele Spiele

Auch die hohe Belastung der Top-Spieler bereitet den Sportmedizinern Sorge: Viele Nationalspieler müssten jährlich bis zu 80 Spiele auf höchstem Niveau bestreiten, sagte D'Hooghe. Kreuzbandrisse und Meniskusverletzungen seien eine häufige Folge dieser extremen Belastung. Immer mehr Karrieren großer Fußballer seien durch stressbedingte Knorpelschäden bedroht. Aus medizinischer Sicht spreche deshalb vieles dafür, die Termin-Pläne auszudünnen.

Maßnahmen gegen den plötzlichen Herztod bei Leistungssportlern stehen in Düsseldorf ebenfalls auf der Tagesordnung: "Mit den richtigen Vorsorgeuntersuchungen könnten die meisten dieser Todesfälle vermieden werden", sagte Wilfried Kindermann, der Chefarzt der WM. Doch selbst leichte Verletzungen von Amateur- und Profi-Fußballern verursachen gewaltige Kosten, wie Jiri Dvorak vorrechnete. "Wenn es uns gelingen würde, die Zahl der Verletzungen um zehn Prozent zu reduzieren, dann würden wir eine Summe sparen, die dem Gesamtumsatz der WM entspricht." (APA/AP)