Berlin - Nach 100 Tagen in der großen Koalition verzeichnen SPD-Chef Matthias Platzeck und Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) in einer Umfrage einen dramatischen Ansehensverlust. Aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel muss Einbußen in der Wählergunst hinnehmen. Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, könnten Union und FDP eine absolute Mehrheit erreichen.

Beliebtheits-"Rutsch"

Merkel kann den Kanzler-Rekordwert von 80 Prozent im ARD-Deutschlandtrend vom Februar zwar nicht halten und rutscht in der Beliebtheit auf 74 Prozent ab, wie die ARD am Donnerstag mitteilte. Die Regierungschefin und CDU-Vorsitzende bleibt damit allerdings an der Spitze der Beliebtheitsskala. Dagegen stürzt SPD-Chef Platzeck vom zweiten auf den fünften Platz ab - mit einem Ergebnis von 51 Prozent und damit Einbußen von 14 Punkten. Arbeitsminister Müntefering verliert sogar 16 Punkte, von Platz drei auf Platz sieben: Nach 59 Prozent im Februar erreicht er nun in der Umfrage des Instituts Infratest dimap nur noch 43 Prozent Zustimmung. Müntefering und Platzeck hatten zuletzt durch offen ausgetragene Meinungsverschiedenheiten zur Rente mit 67 Schlagzeilen gemacht.

Sonntagsfrage

In der Sonntagsfrage verbessern sich sowohl Union als auch FDP und erreichen zusammen eine absolute Mehrheit im Bundestag. CDU und CSU legen den Angaben zufolge um einen Punkt auf 41 Prozent zu, die FDP steigert sich ebenfalls und kommt auf neun Prozent. Dagegen rutscht die SPD um zwei Punkte im Vergleich zum Vormonat ab und erreicht noch 30 Prozent. Die Grünen erzielen erstmals seit der Bundestagswahl mit zehn Prozent einen zweistelligen Wert. Die Linkspartei fällt indes auf sieben Prozent zurück.

Nach der 100-Tage-Bilanz der großen Koalition können zwei Drittel der Wähler kaum Unterschiede zwischen der Politik von Union und SPD erkennen. Mit 52 Prozent ist nur eine knappe Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass das Regierungsbündnis bisher gute Arbeit geleistet habe. 58 Prozent sind der Umfrage zufolge der Ansicht, dass die neue Regierung auch nicht mehr Probleme lösen könne als die rot-grüne Vorgängerregierung. (APA/Reuters)