Die Sterberate ist dank neuer Therapien seit Jahren zwar rückläufig. Die Zahlen wiegen aber umso schwerer durch den Umstand, dass "die Entstehung des Krebses zu über 90 Prozent verhindert werden könnte", erklärt der onkologische Chirurg Thomas Grünberger von der Medizin-Uni Wien dem Standard. Dazu müssten aber Vorsorgeuntersuchungen genützt werden.
Entwicklung
Dickdarmkrebs entwickelt sich nämlich über einen meist zehn Jahre dauernden Prozess aus einer gutartigen Vorstufe, dem Dickdarmpolypen. "Dieses Stadium ist ungefährlich, man kann den Polypen einfach bei einer Dickdarmspiegelung entfernen", sagt Grünberger. Die einfachste Vorsorge stellt der Hämoccult dar: Stuhl wird auf Blut untersucht, das von einem Polypen oder bösartigen Tumor stammen kann. Ab dem 40 Lebensjahr sollte dieser Test einmal im Jahr durchgeführt werden.
Allerdings ist dieser Test nicht hundertprozentig sicher, da Tumoren und Polypen nicht immer bluten. Die Dickdarmspiegelung (Koloskopie) biete die einzige Möglichkeit zur Diagnose und Therapie von Polypen, erklärt der Leiter der Abteilung für fortgeschrittenen Dickdarmkrebs im Wiener AKH weiter. Ab dem 50. Lebensjahr sollte sie alle sieben bis zehn Jahre, falls es keine besonderen Risikofaktoren wie familiäre Häufung gibt, durchgeführt werden. "Diese Untersuchung kann inzwischen mithilfe von Arzneien schmerzlos und ambulant durchgeführt werden", ergänzt Grünberger.
Damit wäre die Sache für die meisten ausgestanden, ein möglicher Polyp entfernt, so die Entstehung des Tumors unterbunden. Allein: Mehr als die Hälfte der über 50-Jährigen in Österreich war noch nie bei einer Darmspiegelung, und 43 Prozent haben noch nie einen Stuhlblut-Test gemacht. Die Folge? "Ein Drittel aller Patienten mit Dickdarmkrebs hat bei Erstdiagnose bereits Tochtergeschwüre, Metastasen."
Kampagne
Also kündigten Ministerin Maria Rauch-Kallat und Österreichische Krebshilfe Donnerstag an, in den nächsten Monaten möglichst alle über 50-Jährigen durch eine Kampagne zur Untersuchung locken zu wollen. "Wer jetzt zur Darmspiegelung geht, muss nichts zahlen. Das ist mit den Krankenkassen akkordiert", versprach Rauch-Kallat.
Bei wem nicht mehr vorgesorgt werden kann und sogar ein fortgeschrittener Tumor entdeckt wird, für die oder den hat Grünberger ebenfalls gute Neuigkeiten. Noch vor wenigen Jahren kam die Diagnose metastasierter Dickdarmkrebs – besonders die Leber ist betroffen – einem Todesurteil binnen weniger Monate gleich. Heute verlängerten neue Chemotherapeutika und Antikörpertherapie die Überlebenszeit deutlich.