Linz - "Jung, frech und der Zukunft verpflichtet" - so präsentiert sich der Linzer Ableger der FPÖ-Vorfeldorganisation Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) gerne. Sein jüngste zukunftsweisende Aktion: Unter Mitgliedern und Sympathisanten wurden unzählige Aufkleber mit der Aufschrift "Keine Kopftücher an Linzer Schulen" (siehe Foto) verteilt. Zwei davon landeten zu Wochenbeginn just an den Glaseingangstüren der Linzer Otto-Glöckel-Schule.

Staatsanwalt prüft

Dort hatte Ende Jänner ein "Kopftuchstreit" für österreichweiten Wirbel gesorgt. Muslimische Väter hätten laut einer Pädagogin eine Kopftuchpflicht für Lehrerinnen gefordert. Vonseiten des "Muslimischen Lehrervereins" (MLV) wurde dies damals dementiert, vielmehr habe die Lehrerin eine Schülerin aufgefordert, ihr Kopftuch abzulegen, hieß es. Letztlich schien die hitzige Debatte aber nach einem klärenden Gespräch mit allen Beteiligten beigelegt.

Durch die RFJ-Aktion wurde jetzt erneut Öl ins Feuer gegossen. Ein muslimischer Vater bemerkte die Aufkleber am Montag am Schuleingang und meldete dies der Direktorin. Diese erstatte nach Entfernung der Pickerln umgehend Anzeige. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Linz die bereits übermittelte Sachverhaltsdarstellung der Polizei.

Blaue Parteilinie

Von RJF-Seite geht man auf Distanz: "Wir haben die Aufkleber lediglich verteilt, es war nie als Aktion gegen die Schule gedacht", wehrt sich Detlef Wimmer, RFJ-Bezirksobmann in Linz. Außerdem sei es "ein starkes Stück, wenn wir jetzt als Rassisten beschimpft werden, nur weil wir uns gegen religiöse Symbole wenden", so Wimmer. Man wolle mit den Aufklebern vor allem "Probleme aufzeigen". Ob sich dadurch die Fronten nicht eher verhärten? "Sicher nicht, Totschweigen bringt nämlich gar nichts", kontert Wimmer.

Gedeckt ist die "Pickerl-Aktion" im Übrigen von oberster FPÖ-Stelle. Landesparteiobmann Lutz Weinzinger merkte auf STANDARD-Anfrage an, dass "dieses Nein zum Kopftuch durchaus vertretbar ist". Die Aufkleber würden sich klar gegen die "anmaßenden Forderungen islamischer Kreise richten", erklärte Weinzinger weiter.

Für den Klubobmann der oberösterreichischen Grünen, Gunther Trübswasser, versteckt sich hinter der vermeintlichen Diskussion um ein Kleidungsstück "Geringschätzung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit". Wer auch immer in dieser Sache polarisiere und Verbote fordere, spiele mit "gefährlichen Emotionen", so Trübswasser im STANDARD-Gespräch. (DER STANDARD-Printausgabe, 2.3.2006)