JFJ und RFK: Zwei Männer, eine Ästhetik. Robert F. Kennedy Jr. in einem Sujet aus der aktuellen Gant-Kampagne.

Foto: Gant

Onkel John. Dazwischen liegen vierzig Jahre.

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Stockholm, Mitte Jänner. Schneesturm, minus zehn Grad. Zugefrorene Flüsse und Seen, vermummte Gesichter. Definitiv kein Wetter für Shorts- und Polohemdenträger. Doch dafür ist man da: Gant bei seiner neuen Imagekampagne zu beobachten, oder, wie der PR-Verantwortliche es ausgedrückt hat: zu "begleiten". Eine Promikampagne der ganz uneigennützigen Art.

Einen Kennedy hatten sie einem schmackhaft gemacht, Robert Jr., Sohn von Bobby, Neffe von JFK. Aktivist und Umweltschützer ist er, Bestsellerautor und Vater von sechs Kindern. Mit Mode hat er nichts zu tun, dass Jackie O. seine Tante war, darum geht es hier nicht. Im Mittelpunkt stehen saubere Flüsse, gesunde Fische und unverschmutzte Strände. "Um das gute Gewissen, darum geht es", sagt die belgische Journalistin auf dem Boot, mit dem man zur Gant-Zentrale gebracht wird.

"Nicht alle Unternehmen sind schlecht"

Flusskrebshäppchen und Mineralwasser, dann betritt Robert F. Kennedy, RFK, die Bühne. "Obwohl wir viel von unserer Zeit damit verbringen, Unternehmen zu verfolgen", sagt der knapp über Fünfzigjährige "denken wir nicht, dass alle Unternehmen schlecht sind." Arthur Engel, braun gebrannter CEO von Gant, steht neben ihm und lächelt - einen ganzen Nachmittag lang. Ihm ist ein Clou gelungen. Gant, das ist pure Freizeit, das ist Segeln, das ist die East Coast, das ist Amerika. Noch amerikanischer sind nur die Kennedys. Und einer der Prominentesten von ihnen steht heute hier.

Bald wird er von riesigen Werbeflächen lächeln. Mit ausgestreckten Armen und einem seiner Söhne auf den Schultern. In Shorts und im Polohemd. Seine hübsche Kennedy-Frau wird auf einem anderen Sujet neben ihm sitzen, mit Jackie-O.-Sonnenbrillen und den Kindern um sich. "Wir beschützen die Gewässer", wird auf den Werbeflächen und in den Zeitungsanzeigen stehen und: Robert F. Kennedy Jr., Präsident der Waterkeeper Alliance. Sie ist die am schnellsten wachsende Umweltschutzorganisation der USA, eine Bewegung, die 1966 zur Rettung des Hudson River gegründet wurde und sich heute um Wasserschutz rund um den Erdball kümmert.

Das sei es, sagt Arthur Engel, was auch Gant interessiere. Deswegen hätten sie sich gefunden: Gant und RFK, RFK und Gant. Ein Zusammenschluss von Seglern - von gut angezogenen Seglern. Einen sechsstelligen Betrag bekomme Kennedy, das Geld gehe zur Gänze an die Alliance.

Aber, wollen die Journalisten wissen, es geht doch sicher noch um mehr? Den Kennedy-Aufmerksamkeitsvorteil. Das Saubermann-Image. Ein Revival von Stilikonen. Nein, sagt Arthur Engel, Hintergedanken habe man keine. Es sind die gemeinsamen Werte. Die Ostküstentradition. Das aktive Leben. Jetzt steht RFK daneben und lächelt. Das breite Kennedy-Lächeln.

"Die Textilindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer"

Das tut er auch später noch, wenn man ihm zusammen mit einigen anderen Journalisten gegenübersitzt. Um seine sechs Kinder geht es da und um seine fünf Anzüge (mehr, sagt er, habe er nicht), ob er Präsident werden möchte (Ja), und ob er seine Familie nicht vor der Öffentlichkeit beschützen möchte (Nein). Dann kommt man selbst an die Reihe: "Mister Kennedy", beginnt man - und beinahe hätte man Mister President gesagt -, "die Textilindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer. Wie wollen sie kontrollieren, dass das bei Gant nicht so ist?" Leicht verzieht die Pressedame den Mund. "Ich kann Ihnen", sagt RFK, "eine ganze Liste von Industrien geben, die die Umwelt mehr belasten als die Textilindustrie. Wir haben Gant überprüft, und sie haben uns versprochen, in Zukunft verstärkt auf Umweltaspekte Acht zu geben."

Aber, setzt man noch einmal an, doch der Kollege aus England nützt seinen Muttersprachenvorteil: "Was", fragt er, "ist denn das, der typische Kennedy-Stil?" Später wird jemand anderer noch einmal dasselbe fragen. RFK wird wieder das breite Kennedy-Lächeln lächeln und ihm keine Antwort geben. Dann sind die wenigen Minuten, die man den Journalisten gewährt hat, um. Flusskrebshäppchen und Mineralwasser. Dann geht es zurück in die Kälte. Unterm Arm die Kampagnenfotos. Shorts- und Polohemdenträger. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/03/03/2006)