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Foto:apa/dpa/ Franz Peter Tschauner

+++Pro
Von Ronald Pohl

Pannenshows sind die einzig gültige Verdichtung unserer von Hinfälligkeit und Objekttücken ringsum bedrohten Lebenswelt. Sie helfen, was die Elektroindustrie besonders freut, den Absatz von Video-Kameras zu befördern.

Es sind zumeist glückliche Eigenheimbesitzer, die mit Hilfe lustiger Okulare die verschwiegensten Winkel und Ritzen ihres Lebensvollzugs genüsslich ausleuchten. Oma Erna droht gleich vom Schemel zu rutschen? Onkel Ulf lässt einen Pups? Opa Hans purzelt gleich in Hochwasserhosen vom morschen Obstbaum herunter, den er wegen etwelcher fruchtiger Gelüste aberwitzig erklommen hat? Rasch die Kamera draufgehalten - noch das Enkelchen wird sich beim Studium der elterlichen Heimvideothek unter Garantie einen Ast lachen!

Pannenshows helfen aber auch, das individuelle Elend größtmöglich zu vergesellschaften. Denn kaum droht das Ungemach, Mensch oder Tier zu verschlingen, hört man aus dem Off den Chor der Geister schallen: Hahaha! Schön zu wissen, dass es noch Leben gibt draußen, in den schwarzen, suppigen Tiefen von Super-RTL. He, wie geht es euch allen? Hört ihr mich auch schallend lachen?

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Contra---
Von Samo Kobenter

Eine unserer liebsten Freundinnen ist die personifizierte Caritas. Sie gibt den Bettlern, speist die Hungernden und labt die Dürstenden, sie tut Gutes, wo sie nur kann, und spricht nicht darüber, da es ihre natürliche Anmut verbietet. Verlässlichen Gerüchten zufolge ist ihre Seligsprechung zu Lebzeiten von den zuständigen Stellen im Vatikan erst in letzter Instanz abgebrochen worden, weil die Prüfungskommission einen dunklen Fleck im sonst blendenden Seelengewand Gabrieles entdeckte:

Zuweilen bricht aus ihr die Schadenfreude so mächtig heraus, dass darob ganze Makakenstämme vor Neid verstummen. Allein die Erinnerung an böse Unfälle, die sie als Zuseherin erleben durfte, lösen noch Jahre später Lachkrämpfe bei Gabriele aus, sie kann dann gar nicht anders, als sich prustend auf die Schenkel zu klopfen und keuchend die Tränen von den Wangen zu wischen, die bestimmt nicht aus Mitleid fließen. Daher darf hier nicht einem Format öffentlicher Belustigung das Wort geredet werden, das unsere Gabriele bei exzessiver Nutzung unweigerlich ins soziale Abseits befördern würde.

Bisher ist ihr kleines Problem nur in Rom bekannt, und so soll es auch bleiben.
(Der Standard/rondo/03/03/2006)