Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) ist sehr beunruhigt über die Anklage zweier türkischer Journalistinnen. Die Polizei beschuldigt die beiden Frauen laut ROG der Herstellung von Brandbomben, die sie angeblich in ihrem Auto gefunden hätten. Jetzt droht ihnen eine lebenslängliche Haftstrafe.

Evrim Dengiz und Nesrin Yazar von der pro-kurdischen Nachrichtenagentur DIHA wollten demnach am 15. Februar über eine Demonstration anlässlich des siebten Jahrestages der Festnahme von PKK-Führer Abdullah Öcalan berichten. Ihr Auto wurde laut ROG in Mersin (300 km südlich von Ankara) von Anti-Terror-Polizisten aufgehalten. Während sie das Auto untersuchten, wurden die beiden Frauen weggebracht. Danach erklärte einer der Polizisten, dass er eine Brandbombe im Auto gefunden hätte und beschuldigte sie, diese für die Demonstration angefertigt zu haben. Dengiz und Yazar wurden verhaftet und ein Richter deklarierte später den Fall als geheim.

Lebenslänglich

Der Staatsanwalt von Mersin beantragte lebenslänglich unter Paragraf 302-1 des türkischen Strafgesetzbuches wegen "Unterminierung der Einheit oder Unabhängigkeit von Staat und Volk". Dieser Paragraf schließt jegliche Möglichkeit einer Amnestie aus.

"Wir sind sehr besorgt über diese Anschuldigungen und die beabsichtigte harte Verurteilung der beiden Journalistinnen" erklärt die internationale Pressefreiheitsorganisation in ihrer Aussendung. "Die Umstände ihrer Verhaftung sind sehr konfus und können ihre Schuld nicht klar begründen. Die gerichtlichen Behörden müssen jede Anstrengung unternehmen, um die Herkunft der Bombe zu ermitteln, das einzige Indiz gegen die Angeklagten. Der Richter hat die Angelegenheit hastig als geheim erklärt und blockiert damit die Offenheit." Auf Grund der Geheimhaltungspflicht hätten die Anwälte auch keinen Zugang zu den Akten.

Ein Mitglied der türkischen Menschenrechtsorganisation IHD sagte laut ROG, dass Yazar früher schon von der Polizei bedroht wurde. Man hätte von von ihr verlangt, dass sie aufhört für DIHA zu arbeiten, andernfalls würde sie bestraft werden. (APA)