Peking - Die Abschaffung des Rates und der Richtlinien der taiwanesischen Regierung für eine mögliche Wiedervereinigung mit Festlandchina ist in China scharf kritisiert worden. Ein Kommentar der Tageszeitung "China Daily" sah am Dienstag in dem Vorgehen von Taiwans Präsident Chen Shui-bian den "ersten Schritt in Richtung seines Ziels, juristisch die Unabhängigkeit Taiwans zu erreichen".

Damit würden die Spannungen verschärft und zweifellos "eine schwere Krise ausgelöst". "Chen Shui-bians riskante und provokative Taten drohen, den Frieden und die Stabilität in der asiatisch-pazifischen Region zu zerstören."

Versprechen gebrochen

China droht für den Fall einer Unabhängigkeit der nur als abtrünnige Provinz betrachteten demokratischen Inselrepublik mit einem Militärschlag. Der Kommentar kritisierte, dass Chen sein Versprechen bei seinem Amtsantritt 2000 gebrochen habe, den Wiedervereinigungsrat nicht aufzulösen. Er habe sich damit auf ein "gefährliches Vorhaben" begeben, all seine Versprechen zu brechen. Damals hatte Chen unter anderem auch zugesichert, nicht die Unabhängigkeit anzustreben. Der Kommentar äußerte die Befürchtung, dass Taiwans Präsident in den restlichen zwei Jahren im Amt die Unabhängigkeit legitimisieren wolle.

Li Jiaquan, Forscher am Taiwan-Institut der Akademie der Sozialwissenschaften, sah in dem Vorgehen einen Versuch, einseitig den Status quo zu verändern. Chen Shui-bian habe "die Option einer Wiedervereinigung mit dem Festland ausgeschlossen", sagte der Forscher gegenüber der Zeitung. (APA/dpa)