Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, hält mehr Bundeskompetenz bei der Seuchenbekämpfung für notwendig. "Bei großflächigen und Länder übergreifenden Bedrohungslagen wie durch die Vogelgrippe müssen wir über eine Kompetenz des Bundes diskutieren", sagte er gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten" (Dienstag-Ausgabe). "Es geht darum, nationale Maßnahmenkataloge verabschieden und blitzschnell umsetzen zu können." Der Bund müsse dann "wahrscheinlich auch mehr finanzielle Verantwortung übernehmen".
Länger im Stall
Die norddeutschen Landwirtschaftsminister fordern die Möglichkeit zu einem schnelleren Einsatz der deutschen Bundeswehr in Krisen wie der Vogelgrippe. "Es muss möglich sein, die Bundeswehr in Amtshilfe einzusetzen, ohne den Katastrophenfall auszurufen", sagte der Ressortchef aus Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher (CDU), am Montag bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen Till Backhaus (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern und Hans-Heinrich Ehlen (CDU) aus Niedersachsen im Schloss Tremsbüttel (Schleswig-Holstein).
Deutschlands Landwirte müssen damit rechnen, ihr Geflügel noch länger im Stall zu halten. Wie eine Sprecherin von Seehofer mitteilte, sei nicht auszuschließen, dass die Stallpflicht ausgeweitet werde. "Sollte die Vogelgrippe Ende April noch im Land sein, werden die Maßnahmen verlängert", sagte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). Noch sei aber keine Entscheidung getroffen. Zuvor soll für Mitte April eine Risikoanalyse abgewartet werden. Bis dato ist die Stallpflicht bis Ende April befristet.
H5N1 bisher in 32 Ländern entdeckt
Das aggressive Vogelgrippevirus H5N1 hat sich im Februar so rasant wie nie zuvor ausgebreitet. Außer in Deutschland wurde der gefährliche Erreger binnen vier Wochen in neun weiteren europäischen Staaten, darunter Österreich, nachgewiesen. UNO-Generalsekretär Kofi Annan rief die Staatengemeinschaft zu einer intensiven Vorsorge gegen eine möglichen schwere Grippe-Epidemie bei Menschen auf.