Marcela Levi in ihrer jüngsten Arbeit, "Massa de Sentidos" (Eine Frage der Sinne).
Foto: Standard/Garcia
Der Tanz ist ungeleugnet eine Kunstform mit dominantem Frauenanteil. Über den aus dieser Situation entstehenden Druck auf Tänzerinnen und das System von Verführung, Manipulation und Erpressung in eher konservativ orientierten Bereichen des Tanzes wird weniger gern gesprochen.

"Memoria"

In diesem Licht ist auch der Tanz bei "her position in transition" zu sehen. Die junge Argentinierin Melina Seldes beschäftigt sich in ihrem Stück "Memoria", so that it will never happen again" mit Machtmissbrauch und der subtilen Schönheit des Lebens. Inspiriert von der Frauenstiftung der "Großmütter der Plaza del Mayo", die sich zum Ziel gesetzt hat, über den Verbleib der während der argentinischen Militärdiktatur verschleppten Kinder und Enkel zu forschen, setzt Seldes auf die Kraft der Erinnerung.

Aus einem politischen Konfliktfeld Europas stammt Ljudmila Stratimirovic. Die in Belgrad lebende Künstlerin gilt heute als eine der originellsten serbischen Theatermacherinnen.

"Fall or How Do I Look"

Ausgehend von Hutdesign und Fashionshows, hat Stratimirovic eine eigene Performanceästhetik entwickelt, die Mode, Tanz, Rock 'n' Roll und elektronische Musik, Comic Art, Videokunst und Fotografie miteinander verbindet. Die Tanzperformance "Fall or How Do I Look" ist der letzte Teil einer Jahreszeiten-Tetralogie, in der es um die politischen Implikationen im Leben serbischer Frauen geht.

"Imagem"

Aus Brasilien stammt die Performerin und Choreografin Marcela Levi, die in Wien mit ihren beiden Soli Imagem und Massa de Sentidos gastiert. Levi, geboren 1973 in Rio de Janeiro, arbeitete 1994 bis 2002 als Tänzerin mit der brasilianischen Choreografin Lia Rodrigues zusammen. "Imagem" ist ihre erste Soloarbeit - ein Spiel mit Geschlechterrollen und Sexualitätsvorstellungen; in "Massa de Sentidos" wird explizit der Frauenkörper thematisiert.

"Removed Exposure"

Die Amerikanerin Karen Bernard wirft ihren Körper in das Diskursfeld des Alterns in unserer Gegenwartsgesellschaft. In "Removed Exposure" gelingt es ihr, mit schwarzem Humor, überraschenden Gesten, Stimmen und Wendungen einen Raum zu erzeugen, in dem sich die Identitäten von Performerin und Zuseherinnen miteinander verbinden lassen und sich die Frage nach dem Altern in einer Jugendwahnwelt neu stellt.

"Frauenspuren"

Eine besondere Art der sozialen Choreografie realisiert Petra Unger, wenn sie sich mit Besucherinnen in ihrem Rundgang durch den Wiener Bezirk Neubau auf "Frauenspuren" bewegt.

In Aussicht steht "ein abwechslungsreicher Spaziergang, geprägt von weiblicher Lebenslust", verbunden mit Namen wie Dorothea Neff und Emmy Werner sowie historischen Figuren wie der "Schmauswaberl". (Helmut Ploebst/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24.2. 2006)