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Bis zu 19,4 Prozent soll der Zollsatz auf Schuhe betragen, die aus China und Vietnam nach Europa gelangen

Foto: Reuters
Brüssel/Wien – Die Europäische Union bereitet Strafzölle für Schuhe aus China und Vietnam vor, die zu Dumpingpreisen auf den EU-Markt gebracht werden. Die Zölle sollen über fünf Monate progressiv ansteigen, teilte EU-Handelskommissar Peter Mandelson am Donnerstag mit.

Die Kommission will damit einer Benachteiligung europäischer Schuhproduzenten entgegenwirken. Von den Dumping-Zöllen sind neun Prozent der Schuheinfuhren in die EU betroffen.

Ausnahmen

Im ersten Monat sollen die Zusatzzölle vier Prozent, im fünften Monat 19,4 (China) bzw. 16,8 Prozent (Vietnam) betragen. Ausgenommen von den jetzigen Strafzöllen sind hochwertige Kinder- und Sportschuhe. Die technisch besonders anspruchsvollen Produkte würden in Europa kaum noch hergestellt.

Weiter an die Kunden

Österreichs Schuhhandel hatte bereits am Mittwoch erklärt, dass er die Strafzölle "eins zu eins" an die Kunden weitergeben werde.

Mandelson rief die Schuhhändler auf, die Zölle nicht weiterzuverrechnen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dies nicht zu einer Preiserhöhung führen wird", sagte der EU-Kommissar. Durch die jetzige stufenweise Lösung würden Einzelhändler in Europa nicht mit plötzlichen hohen Zöllen konfrontiert.

Handel alarmiert

Nach Angaben des österreichischen Schuhhandels ist die Lage in der Branche derzeit "zu angespannt, um die Verteuerungen abfangen zu können". Mandelson sieht das anders. In den vergangenen Jahren seien die in die EU importierten Schuhe um 20 Prozent billiger geworden, die Einzelhandelspreise seien jedoch unverändert geblieben. Mandelson: "Es gibt eine Marge, die es erlauben sollte, einen kleinen Zollsatz auf die gesamte Handelskette zu verteilen." Der Zoll entspreche einem Aufschlag von 1,50 Euro auf einen durchschnittlichen Großhandelspreis von 8,50 pro Paar Schuhe, das im Geschäft 30 bis 100 Euro koste.

Verteidigung

Der EU-Kommissar verteidigte die Antidumping-Bestimmungen. Es gebe "zwingende Beweise" für schwer wiegende staatliche Intervention" in die Schuhproduktion in China und Vietnam. Dies führe dazu, dass Schuhe aus diesen Ländern zu Preisen in die EU exportiert werden, die unter den ohnehin niedrigen Erzeugerpreisen liegen. (DPA/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.2.2006)