Wien - Das muss man Thomas Stipsits lassen: Er ist keine 23 Jahre alt - und benimmt sich auf der Bühne, als blicke er bereits auf eine sehr lange Zeit als Kabarettist zurück. In seinem neuen Programm jedenfalls, präsentiert im Niedermair, gibt es gleich mehrere wiederkehrende Elemente, die er gekonnt als Runninggag einsetzt, mitunter aber auch ein wenig überstrapaziert.

Denn in Stinatz, wo Stipsits, gebürtig aus Leoben, aufgewachsen ist, gibt es scheinbar noch immer kein Freibad. Ein Flug nach Griechenland, so der Titel seines neuen Comedy-Abends, ist daher eine fast logische Folge. Und dort, auf der Insel Karpathos, begegnet der Icherzähler, der auch alle anderen Pappfiguren verkörpert, wieder dem österreichischen Bundesheer-Ausbildner, der jedes S als T aus sich herauspresst. Das ist zwar keine echte Novität der Kleinkunst, sorgt aber, wenn aus Sitten "Titten" werden, für viele Lacher: "Ttiptitt" brilliert als Ernst Jandl der eher seichten Unterhaltung.

Rhetorik

Was die Parole "PS.: SHAMIS IST TOT" (als ceterum censeo), bedeutet, sei nicht verraten. Aber Stipsits, der gerne den Naivling herauskehrt, hat eine Ahnung von Aristotelischer Rhetorik - und ein wenig altphilologische Ausbildung genossen: Sein Alter Ego muss, weil die Götter es so wollen, die zwölf Prüfungen des Herakles bestehen.

Lokalkolorit gibt es aber nur in Ansätzen. Griechenland ist vielmehr eine Zauberposse mit Gesang in Nestroy-Manier: Zeus und seine Hawara sprechen diverse österreichische Dialekte. Und auf die Schaufel genommen werden heimische Promis wie Wolfgang Ambros (er singt als Protestnote zum Mozartjahr Schubertlieder), Roland Düringer und Rainhard Fendrich, die Stipsits gekonnt zu imitieren versteht.

Prüfungsverfahren

Die Hydra, gegen die der Nachwuchsstar zu kämpfen hat, ist übrigens Jörg Haider - und die Höhle, in der die Schlange haust, der Führerbunker. Die Heiligen drei Könige kommen Sternsingen. Haider/Hitler bedankt sich artig - und befiehlt Caspar: "Abschminken!" Von Stipsits will er gespalten werden: "Das hab ich schon oft genug gemacht!" Und schließlich hat die Hydra unzählige Köpfe, die durcheinander rassistische Parolen zischeln. Dass die Äpfel der Hesperiden, die in der Folge zu stehlen sind, ein Sack Marihuana ist: Wen wundert es?

Nach der Pause kann Stipsits die rasante Abfolge von Gags nicht ganz halten: Die Burgtheater-Schlachtgesänge sind geradezu peinlich. Aber damit es nicht allzu additiv wird, kürzt Stipsits das Prüfungsverfahren zum Glück radikal ab. Und gegen Schluss wird es richtig philosophisch. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2006)