derStandard.at: Könnte in Österreich die Polizei eine unangemeldete nächtliche Haus- und Personendurchsuchung wegen Doping machen?

Benetka: Nein, das ist bei uns aufgrund der unterschiedlichen Gesetzeslage nicht möglich. In Österreich ist Doping kein Straftatbestand, während das in Italien und auch in Frankreich sehr wohl der Fall ist. Bei uns droht dem Sportler eine Sperre, in Italien ermittelt die Staatsanwaltschaft. Sind allerdings Drogen wie Heroin, etc. im Spiel - die ja ebenfalls auf der Dopingliste stehen - wird natürlich auch in Österreich die Polizei eingeschaltet. Außerdem wird der Handel mit anabolen Steroiden strafrechtlich verfolgt.

Ein viel zitiertes Beispiel: Der spanische Fußball-Profi Josep Guardiola ist 2005 als erster Spieler in Italien wegen Dopings zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

derStandard.at: Sind Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung abgereist?

Benetka: Ich weiß auch nur das, was über die Medien ausgestrahlt wurde. Dass sich die beiden nicht sicher sind, ob das, was bei der Razzia gefunden wurde, auch tatsächlich "O.K." ist, wundert mich allerdings.

derStandard.at: Was kann ein Sportler, der krank wird, heute noch einnehmen?

Benetka: Ein Sportler ist gut beraten, wenn er sich gewissenhaft mit seinem Sportarzt abspricht, was er in Krankheitsfällen einnimmt. Unter Umständen können auch Medikamente verwendet werden, die auf der Dopingliste stehen. Und zwar, wenn man unter einer Krankheit leidet, die anders nicht behandelbar ist. In solchen Fällen gibt es Ausnahmegenehmigungen. Natürlich kommt es vor, dass gleiche Medikamente in unterschiedlichen Ländern anders zusammengesetzt sind, das sollte ein Sportarzt allerdings wissen.

derStandard.at: Wer bestimmt, was auf der Dopingliste steht?

Benetka: Die wird jährlich von der Weltantidoping-Agentur, der WADA, herausgegeben.

derStandard.at: Beim Biathlonteam sollen unbestätigten Meldungen zufolge u.a. UV-Lampen gefunden worden sein. Inwiefern könnten diese für Dopingzwecke benutzt worden sein?

Benetka: Bei dem Fall vor vier Jahren, als Walter Mayer als Trainer entlassen wurde, soll ja Eigenblut mit UV sterilisiert, und dann wieder injiziert worden sein. Der Effekt ist mir allerdings schleierhaft. Die Auswirkungen einer solchen Aktion sind gleich Null, vor allem wenn man so geringe Mengen an Eigenblut verwendet.

derStandard.at: Ist es nicht auffällig, dass zwei Razzien gegen österreichische Teams geführt werden?

Benetka: Es würde mich wundern, wenn das dezidiert gegen die österreichischen Langläufer geht, weil die ja nicht unbedingt die größten Konkurrenten sind. Eine gezielte Aktion zur Ausschaltung der Konkurrenz würde man sich eher bei den Norwegern erwarten. (mhe)