Wien - Während die westeuropäischen Büromöbel-Märkte in den vergangenen Jahren unter massiven Umsatzeinbußen litten, legten die Märkte in den fünf neuen EU-Ländern in Mittel- und Osteuropa zu. 2005 erhöhte sich das Marktvolumen in Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Slowenien um 12,7 Prozent auf insgesamt 733 Millionen Euro. Von einem Boom kann man dennoch nicht sprechen: Berücksichtigt man die Aufwertung der nationalen Währungen, ist das Wachstum nur marginal, zeigt eine aktuelle Studie der InterConnection Consulting Group.

Der Pro-Kopf-Umsatz war in den fünf untersuchten Ländern (MOE-5) mit 11,30 Euro bereits gleich groß wie z.B. der Markt in Großbritannien, heißt es in der Studie. Die Wachstumsraten in jeweiliger Landeswährung variieren dabei von -0,2 Prozent bis 5,9 Prozent.

Wachstumsmarkt Polen

Der größte Markt innerhalb der MOE-5 ist Polen mit 393 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2005. Dort wurde auch mit +5,9 Prozent in Zloty die beste Entwicklung verzeichnet. Seit der Mitte der 90er Jahre wurden in den polnischen Großstädten viele neue Bürogebäude gebaut. Die Büroflächen in Warschau stiegen im Zeitraum 2000 bis 2005 um 57 Prozent auf 2,4 Millionen m2. Gleichzeitig bewirkte der kontinuierliche Preisverfall bei den Spitzenmieten eine Verringerung der leer stehenden Büroflächen von 15 Prozent auf zehn Prozent.

Alleine die Stühle machen derzeit 40,7 Prozent des Büromöbelmarktes aus - 2005 wurden in den MOE-5 eine halbe Million mehr Stühle verkauft, eine Steigerung von 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Vordringen westlicher Unternehmen

Obwohl die Märkte in den MOE-5 immer noch von lokalen Playern dominiert werden, erobern die großen westlichen Unternehmen immer mehr Territorium in Osteuropa. Oft schließen sie Kooperationen mit großen nationalen Herstellern und nutzen deren schon gut ausgebaute Vertriebsnetze. Bene, Samas, Steelcase oder Vitra sind einige der aktivsten westlichen Firmen in Osteuropa. Derzeit sind elf Prozent des Marktes in den Händen von ausländischen Unternehmen.

Die Marktkonzentration in West- und Osteuropa ist fast identisch: 29 Prozent bzw. 27 Prozent des Marktes gehören im Durchschnitt den Top 10 Herstellern, zwischen 24 Prozent in der Slowakei und 49 Prozent in Tschechien.

Expansion

Auch osteuropäische Hersteller erweitern ihre Exporte innerhalb Osteuropas. Viele haben Filialen sowohl in MOE-5 als auch in anderen Ländern wie Rumänien, Kroatien oder Bulgarien. Zunehmend ins Blickfeld einer möglichen Expansion rückt auch Westeuropa. Ein Beispiel ist der polnische Hersteller Nowy Styl, der erfolgreich in Frankreich, Deutschland und Großbritannien auftritt.

Derzeit sind zwei klar definierte Segmente erkennbar: Einerseits treffen internationale Headquarters die Entscheidungen bei Büromöbelkäufen für ihre Filialen in Osteuropa nach westlichen Standards (Ergonomie, Design, Image); dem gegenüber stehen die lokalen Firmen, die hoch preissensitiv sind und billigere Lösungen wählen. Die verbesserte wirtschaftliche Situation der osteuropäischen Unternehmen wird jedoch die Wirkung des Faktors Preis beim Kauf von Büromöbeln in Zukunft abschwächen. Andere Kriterien wie Markenimage und Design werden hervortreten, so Maria Fürhacker, Analystin bei InterConnection. (APA)