Das Büro der Zukunft, wie man es sich in Hagenberg vorstellt: Der Tisch dient hier als Eingabemedium. Mittels Projektion lassen sich Daten verschieben.

Foto: DER STANDARD/FH Hagenberg
Der PC, der sich von selbst einschaltet, wenn man das Büro betritt. Das Fenster, das sich automatisch öffnet, wenn Zeit zum Lüften ist. Die E-Mail, die sich automatisch schreibt. Die Schinkensemmel, die auf dem Tisch liegt, wenn man Hunger hat, aber den Arbeitsplatz nicht verlassen kann und will: Man muss keine teilweise unerfüllbaren Schlaraffenland-Träume haben, wenn man an ein komfortables Büro der Zukunft denkt.

Es gibt schon seit vielen Jahren zahllose realisierbare Technikfantasien. Compu- terriese IBM präsentierte schon sein Zukunftsbüro, am österreichischen Research Studio Digital Memory Engineering wird gemeinsam mit Wissenschaftlern der Fraunhofer Gesellschaft eine Variante entwickelt.

An der Fachhochschule Hagenberg in Oberösterreich zum Beispiel hat man mit Unterstützung des Programms FH plus der Forschungsförderungs- Gesellschaft (FFG) ebenfalls ein "Office of Tomorrow" entwickelt, das möglich gemacht werden kann. Es handelt sich aber um eine "finanzierbare Anwendung bereits existierender Technologien", zumindest nach Ansicht von Projektleiter Michael Haller bei einer Präsentation im Rahmen des Technologieparks der IT'n'T-Messe vergangene Woche. Eine Anwendung, die vor allem für Teamsitzungen Nutzen bringen könnte.

Ein Gesamtcomputer

User des Büros arbeiten am Laptop oder Tablet PC, ihr Arbeitsbereich ist aber im Gegensatz zu traditionellen Lösungen nicht nur der Desktop am Bildschirm, das ganze Büro wird mittels Kameras und Sensoren zu einer Art Gesamt-Computer, "der allgegenwärtig ist, gleichzeitig aber für den Benutzer unsichtbar bleibt." (Haller) Damit die Technik hier nicht zum wichtigsten Bestandteil des Büros wird.

Die User sollen Dateien, ob Textdokumente, Bilder oder Folien, von ihrem Computer am Tisch verschieben können, sodass auch andere sie gut lesen können. Und sie werden die Möglichkeit haben, "virtuelle Notizen" mit einem Stift zu machen, der Schrift digital aufnehmen und verarbeiten kann. Dateien werden über die gemeinsame Arbeitsfläche außerdem auch ausgetauscht. Dank der technischen Ausstattung sollen alle "Sitzungsteilnehmern" jederzeit auf Vorschläge und Ideen reagieren und diese in die gemeinsame Arbeit gleich integrieren können.

Eines der Projektziele laut Fachhochschule Hagenberg: Verschiedenste Endgeräte wie Notebook, PDA oder Handy sollen in eine gemeinsame Basis integriert werden. Ergebnisse der Arbeit will man jederzeit zwischenspeichern, zu einem früheren Zeitpunkt des Arbeitsprozesses zurückkehren soll dann auch kein Problem sein.

Adäquate Hilfe

Haller glaubt, dass Teams, die mit Skizzen oder Zeichnungen arbeiten, das "Office of Tomorrow" interessant finden könnten. "Architekturbüros haben hier vielleicht eine adäquate technische Unterstützung für Projektbesprechungen."

Wozu das alles? Ist das nicht bloß eine neue Anwendung, die die Arbeit noch komplexer macht? Fragen, die man bei den Entwicklern natürlich nicht so gerne hört. Haller glaubt felsenfest an die Benutzbarkeit des "Office" und auch daran, dass es in der Wirtschaft großen Anklang findet.

Nicht zuletzt für Präsentationen, die mit einer derartigen technischen Ausstattung, "natürlich viel imposanter sind als mit gängigen Mitteln". Ein Investor hatte schon großes Interesse an dem Projekt: Die Abteilung Informationstechnologie der Voest Alpine ist einer der Sponsoren.

Weitere Interessenten sollen folgen - auch aus den heimischen Klein- und Mittelbetrieben. Der Preis für diese recht unkonventionelle Interaktionsmöglichkeit im Büro sei nämlich nicht notwendigerweise hoch, so Haller. Mit einer vergleichsweise geringen Investition sei man dabei, sagt er, ohne genauere Zahlen zu nennen. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 20.2.2006)