Wien - SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures sieht Großkonzerne als die Profiteure der stetig steigenden Arbeitslosigkeit. So sei die Untätigkeit der Regierung bei diesem Problem auch zu erklären, meinte Bures bei einer Pressekonferenz am Montag. Eine weitere Begründung dafür sei die Konzentration der ÖVP auf "Sudelkampagnen" und "Dirty Campaigning" gegen die SPÖ: Die Regierungspartei sei deshalb nicht mehr in der Lage, Probleme zu lösen.

Geringe Einkommenszuwächse

"Arbeitslosigkeit bedeutet auch stärkeren Lohndruck und geringe Einkommenszuwächse", sagt Bures. In 16 EU-Ländern mit sinkender Arbeitslosigkeit seien die Löhne in den vergangenen sieben Jahren im Durchschnitt um 2,4 Prozent gestiegen, in Österreich hingegen nur um 0,3 Prozent. Folglich würden vor allem Großkonzerne von dieser Entwicklung bei den Lohnnebenkosten und von anderen versteckten Folgen der Arbeitslosigkeit profitieren.

Furcht vor Jobverlust

Zum Beispiel würden Jahr für Jahr die Krankenstandstage zurückgehen, d.h. immer mehr Menschen schleppen sich krank in die Firma, um nur ja nicht den Job zu verlieren, glaubt Bures. "Unverhohlen" würden immer mehr Arbeitnehmer auf Grund von Krankenstand gekündigt. Einen Grund für diese Entwicklung auch bei Klein- und Mittelunternehmen sieht Bures darin, dass im Jahr 2000 der Entgeltfortzahlungsfonds "ersatzlos" gestrichen worden sei. Daraus hätten Arbeitnehmer nicht nur Gehaltszahlungen nach einem Konkurs bekommen, sondern auch Unternehmer, wenn Mitarbeiter auf Grund von längerem Krankenstand ausgefallen sind.

Pessimismus unter Jugendlichen

Immer mehr Menschen hätten Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren, der Druck am Arbeitsplatz steige: 30 Prozent der Österreicher geben auf die Frage, wovor sie am meisten Angst haben, "Arbeitslosigkeit" zur Antwort, untermauerte die SPÖ-Politikerin ihre Behauptung. Bei den Jugendlichen seien es gar 61 Prozent, die Angst haben, ihren Job zu verlieren oder erst gar keinen zu bekommen. "Es gibt klare Daten darüber, was junge Menschen wollen", meinte Bures in Richtung Sozial- und Jugendministerin Ursula Haubner (B). Die SPÖ-Politikerin bezog sich auf eine Studie des Österreichischen Instituts für Jugendforschung, wonach für 72 Prozent der Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz das wichtigste ist, 40 Prozent sehen für sich selbst wenig Chancen am Arbeitsmarkt.

Derzeit reagiere die Regierung lediglich mit "extremer Ignoranz" auf die Arbeitslosigkeit und ihre Folgen. Für Bures sind die Kräfte der Volkspartei schon im Wahlkampf gebündelt, meinte die SP-Politikerin mit Verweis auf einen STANDARD-Bericht über die ÖVP-nahe Homepage libelle.at und forderte die ÖVP auf "das dirty campaigning einzustellen". Ein Fairnessabkommen könnte für Bures Abhilfe schaffen, aber die "ÖVP ist zu Fairness nicht bereit". (APA)