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Wolfgang Perner wird gefilzt.

Foto: APA/ORF
San Sicario - Im Haus der österreichischen Biathleten in San Sicario sind auch Sonntag Abend noch die Wogen hoch gegangen. Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann hatten noch in der Nacht auf Sonntag nach der Anti-Doping-Razzia der italienischen Polizei um etwa drei Uhr früh die Heimreise nach Österreich angetreten. Cheftrainer Alfred Eder bestätigte der APA, dass es in den Einzelzimmern der zwei Athleten zur Beschlagnahme von Produkten gekommen sei. "Man kann nur hoffen, dass nichts (Verbotenes/Anm.) drinnen ist, eine kleine Hoffnung besteht", erklärte Eder.

Rottmann und Perner nicht mehr im ÖOC-Team

Die Teamführung des Österreichischen Olympischen Komitees hat Rottmann und Perner aus der rot-weiß-roten Olympiamannschaft ausgeschlossen. Der Grund ist, dass die beiden Athleten ohne vorherige Abmeldung bei der Mannschaftsleitung den Olympiaschauplatz verlassen haben.

"Die Beiden haben nach den chaotischen Kontrollen das Schlimmste befürchtet. Wir wollten sie umstimmen, dass sie abwarten sollen, bis alles geklärt sei, aber in ihrem Alter sind sie für sich selbst verantwortlich", erklärte der Cheftrainer. Rottmann (32) und Perner (38) haben demnach wohl aus Angst vor einer Festnahme, die auf Grund der strengen italienischen Anti-Dopinggesetze möglich ist, vorgezogen, den Schauplatz der Biathlon-Bewerbe bei den Winterspielen in San Sicario zu verlassen.

Ob einer der beiden Athleten im Zuge der Razzia einen Plastiksack mit Spritzen und Substanzen aus dem Fenster seines Zimmers geworfen habe, konnte Eder nicht sagen. Rottmann wäre eigentlich noch für einen Einsatz in Staffel und Massenstart vorgesehen gewesen, Perner hatte sich für den abschließenden Massenstart-Bewerb qualifiziert. Die Staffel am Dienstag werden unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen Daniel Mesotitsch, Fritz Pinter, Ludwig Gredler und Christoph Sumann bestreiten.

Eder meinte, er selbst habe keine Angst vor der Justiz, die in Italien auch gegen in Dopingfälle involvierte Trainer oder Ärzte streng vorgeht. "Mein Standpunkt zum Doping ist unverändert, ich bin strikt dagegen. Ich kann nichts machen, wenn hinter meinem Rücken etwas passiert", erklärte der Salzburger Ex-WM-Medaillengewinner. Man merkte es ihm an, dass er eine der schwersten Stunden seiner Karriere erlebte.

"Ich habe keine Angst und ein reines Gewissen", sagte Eder. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich gebe nichts weiter." Ihn würden jedoch die möglichen Folgen der Affäre irrsinnig stören. "Denn für das gesamte Team und für mich selbst ist das eine irrsinnig schwierige Situation." Und gegenüber einem anderen österreichischen Journalisten hatte er gesagt: "Für den Biathlonsport ist das jetzt schon eine Tragödie."

Schröcksnadel: "Sie sollen sich melden"

Laut ÖSV-Präsident Schröcksnadel gelte natürlich die Unschuldsvermutung und er glaube eher nicht an positive Testergebnisse, "dazu sind sie zu oft getestet worden." Dagegen stand freilich das blitzartige Abtauchen der Athleten aus offensichtlicher Angst vor einer Verhaftung. Biathlon gehöre ja an sich nicht zu den Skiverbänden und hier handle es sich um eine ÖOC und nicht um eine ÖSV-Mannschaft. "Ich bin tief enttäuscht, aber ich stehe zu meiner Verantwortung als ÖSV-Präsident. In ein faules Obst Geld zu geben ist aber natürlich keine schöne Sache."

Mit einer Vorverurteilung müsse man vorsichtig sein, "aber wenn bei der Razzia wirklich unerlaubte Mittel gefunden wurden, sind sie weg", machte Schröcksnadel klar und sagte: "Sie sollen sich melden und zu den Dingen stehen, die sie gemacht haben." Der Schaden sei riesengroß. "Gut machen können das jetzt nur die anderen, indem sie möglichst viel gewinnen." (APA/AFP)