Obwohl Charles Aznavour bislang vor Alterserscheinungen weit gehend verschont geblieben ist: Der armenischstämmige Chansonnier, schon in den 40er-Jahren mit Edith Piaf und Maurice Chevalier zugange und mittlerweile einer der letzten Großen seines Fachs, ist ein Mann von lässig-eleganter Ausstrahlung und glänzender Bühnenerscheinung geblieben.
Ohne große Gesten
Am Samstagabend bedurfte es anlässlich seines (ersten) Abschiedskonzerts im seit Wochen ausverkauften Wiener Konzerthaus keinerlei dramatischer, großer Gesten, keinerlei Conférencen, ja, im Prinzip hätte es nicht einmal die nichts sagende, zwischen 70er-Jahre-Schlager-Pop und Cocktail-Swing-Anspielungen changierende Begleitband gebraucht. Allein seine von Gesehenem und Erlebtem gereifte, von charmanter Eleganz und Abgeklärtheit kündende Stimme zog das Publikum in ihren Bann.
Wobei Aznavour das aktuelle Liedschaffen - etwa des 2005 veröffentlichten Albums Insolitement vôtre (EMI) - links liegen ließ und sich stattdessen dem bekannten Hit-Reigen widmete. "Je t'aime. A.I.M.E.", "Non je n'ai rien oublié", "Emmenez-moi", "Il faut savoir", "La Bohème", "Que c'est triste Venise", "Hier encore" und wie sie alle heißen: Aznavour schien durch seine Lieder zu sprechen, als ob er damit persönliche Lebensbeichten deklamieren würde.