"Anomalie"
Unterdessen hat Tony Blair Guantanamo als "Anomalie" bezeichnet. Nach seinen Gesprächen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag in Berlin sagte Blair, er habe "immer wieder darauf hingewiesen, dass das eine Anomalie ist". Früher oder später müsse dort etwas geschehen.
Der britische Kronanwalt Lord Peter Goldsmith hatte den USA wegen der Behandlung der Häftlinge in Guantanamo vorgeworfen, gegen elementare Grundsätze des Rechtsstaates zu verstoßen. UNO-Experten kritisierten die Anwendung von Gewalt gegen Gefangene, die Überstellung von Gefangenen in Länder, in denen ihnen ernsthaft Folter droht, und die Verletzung ihrer religiösen Gefühle durch das Militärpersonal in Guantánamo.
Genehmigung
"Es diskreditiert die Vereinten Nationen, wenn ein Team einen Bericht rausgibt, ohne sich die Fakten anzusehen. Das Team hat sich nur mit den Unterstellungen beschäftigt", sagte Präsidentensprecher Scott McClellan hingegen in Washington. Die Menschenrechtler hatten einen Besuch in Guantanamo abgelehnt, als klar war, dass sie keine Genehmigung für Gespräche mit den Gefangenen bekommen würden.
Foltervorwürfe
Ein Team von UN-Experten hatte die Zustände in Guantanamo am Donnerstag in Genf scharf kritisiert. Einzelne Verhörpraktiken kämen Folter gleich, berichteten sie an die Menschenrechtskommission. Die Ungewissheit über die Länge der Haft sei unmenschlich. Auch die Zwangsernährung von Hungerstreikenden sei inhuman. "Die US-Regierung sollte das Gefangenenlager Guantanamo Bay ohne jeden Verzug schließen", heißt es in dem Bericht.
Internierung von Kriegsgefangenen
Der weltweite Kampf gegen den Terrorismus stelle "keinen bewaffneten Konflikt" dar, der eine Internierung von Kriegsgefangenen für die Dauer des Konflikts rechtfertigen würde, heißt es in dem UN-Bericht.