Der Bayer Andreas Poschner hat bei Adeg seit dem Vorjahr alleine das Sagen: Die angeschlagene Organisation sei nur durch die Aufwertung der Kaufleute zu sanieren.

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Wien - "Der Bereich der selbstständigen Adeg-Kaufleute mit einer zukunftsträchtigen Verkaufsfläche über 300 Quadratmetern hat 2005 eine gute Entwicklung gehabt. Nach wie vor schwierig stellt sich unsere Filialschiene dar", sagt Adeg-Alleinvorstand Andreas Poschner im STANDARD-Gespräch am Dienstag. Näher will er auf das Vorjahr noch nicht eingehen. "Warten wir die Zahlen von ACNielsen ab." Diese kommen im März. Brancheninsider gehen davon aus, dass Adeg auch 2005 wieder Marktanteilsverluste hinnehmen hat müssen. 2004 fiel man auf 8,7 Prozent, nach noch 15 Prozent 2001, als Edeka 75 Prozent der österreichischen Handelsorganisation übernommen hatte.

Keine Pläne für Marken-Umstellung

Doch Poschner sieht sich auf gutem Weg: "2006 sind wieder schwarze Zahlen geplant." Von den 120 eigenen Adeg-Filialen seien bis Ende Jänner die Hälfte auf ein überarbeitetes Konzept umgestellt worden, die zweiten sollen Ende April bis Anfang Mai bei "Übersichtlichkeit, Sortimentstiefe und Sauberkeit" verbessert werden. Die Marke Adeg bleibe "natürlich erhalten", es gebe keinen Plan, auf die Marke "Edeka" auch in Österreich umzustellen.

Im Übrigen könne sich Adeg der bayrischen Unterstützung sicher sein: Laut Poschner, auch geschäftsführender Vorstand bei Edeka Chiemgau (37,5-Prozent-Adeg-Anteilseigner), dementiert alle Rückzugsgerüchte, die seit einiger Zeit durch die heimische Handelslandschaft gehen. Im Herbst seien "Millionenbeträge" für die Umstellung des Lagerverwaltungssystems an fünf Standorten freigegeben worden, "das allein sagt ja einiges darüber, dass wir nicht an einen Ausstieg in Österreich denken".

Offen sei nach wie vor das Schicksal der nicht immer günstig gelegenen Großflächen (AGM, Magnet), über eventuelle Verkäufe entscheide aber die direkte Edeka-Österreichtochter, nicht Adeg Handel "als Lieferant", so Poschner.

Platz für Kaufleute

Indessen zeichnet sich eine Stärkung der Kaufleute ab: 35 der eigenen Filialen sollen im Laufe des heurigen Jahres an Selbstständige abgegeben werden, dies soll 2007 fortgesetzt werden - "gezielte Privatisierung" nennt dies Poschner. Auch bei der Expansion will die Zentrale künftig nur Platzhalter für einen Selbstständigen sein. Expandiert soll zunächst vor allem in Niederösterreich, Randbereiche von Wien sowie in Kärnten werden.

Die Zahl der Kaufleute, derzeit rund 730, werde zwar weiter kleiner - unter anderem deswegen, weil in den Ruhestand treten wollende Greißler keine Nachfolger finden, es gab aber auch Abwanderungen zu ZEV ("Nah & Frisch") oder Spar. Das Gewicht der Selbstständigen soll sich künftig aber erhöhen: Derzeit ist die Hälfte des Adeg-Umsatzes auf Kaufleute zurückzuführen, mittelfristig sollen es - nach der "Privatisierung" - zwei Drittel werden.

In Vorarlberg oder Kärnten sieht sich Adeg sehr gut aufgestellt (mit 15 bis 20 Prozent Marktanteil), dort habe der Kaufmann Erfolg, der seine Kunden persönlich kenne und im Gemeindeleben verwurzelt sei: "Es zeigt sich, dass der selbstständige Einzelhändler sehr gut zwischen den Marktführern und dem Discount existieren kann; und das auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte tun wird. Denn er könne wesentlich effizienter auf ihr Einzugsgebiet reagieren." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.2.2006)