Kaufvertrag im August 2005
T-Mobile hatte tele.ring am 10. August 2005 um 1,3 Milliarden Euro gekauft. Dauert die Prüfung durch die Brüsseler Behörden tatsächlich bis Ende April, wäre die Übernahme der am längsten geprüfte Fall in der europäischen Telekomgeschichte. Die EU-Kommission hatte Mitte November 2005 schwere Bedenken gegen die geplante Übernahme geäußert und in Folge eine vertiefte Wettbewerbsprüfung eingeleitet. Ein Abschluss der Prüfung wurde dann laut T-Mobile bis Ende Februar in Aussicht gestellt.
"Die nunmehrige weitere Verzögerung ist für uns unverständlich, schadet uns, begünstigt den Mitbewerb und führt zu einer Verunsicherung bei unseren Mitarbeitern", betonte Pölzl: "Das ist fast wie eine Folter für die Mitarbeiter".
Weitreichende Auflagen
Deal nicht in Gefahr
Dass der Deal platzen könnte, glaubt der T-Mobile Austria-Chef aber nicht, vielmehr werde es jetzt einen neuerlichen Diskussionsprozess über die Umsetzung der vereinbarten Auflagen geben. Pölzl geht weiterhin davon aus, dass der Fall positiv abgeschlossen wird. Auch mit neuen Auflagen, die über die bereits vereinbarten Zugeständnisse hinausreichen, rechnet er nicht. T-Mobile und der bisherige tele.ring-Eigentümer Western Wireless/Alltel dürften auch nicht von der bis 28. Februar gültigen Ausstiegsklausel Gebrauch machen, die im Zuge des Deals ausverhandelt worden war.
Versprechen
Trotz der nun verlängerten Prüfung werde der mit tele.ring vereinbarte Sozialplan halten, meint Pölzl. Bis Ende 2006 sollen demnach wie berichtet 10 bis 15 Prozent der in Summe 2.220 Mitarbeiter von T-Mobile und tele.ring abgebaut werden.
Die Übernahme von tele.ring ist für die Deutsche Telekom die größte Akquisition seit dem Kauf des US-Mobilfunkbetreiberes VoiceStream (heute: T-Mobile USA) vor fünf Jahren. Ab 2006 sollen die beiden Unternehmen und Netze zusammengeführt werden.
Abschluss
Auch T-Mobile-Chef Rene Obermann ist trotz der bis Ende April verlängerten EU-Prüfung der geplanten Übernahme des viertgrößten österreichischen Handybetreibers tele.ring durch den Marktzweiten T-Mobile Austria weiter an einer Finalisierung des Deals interessiert. T-Mobile werde nicht von der bis 28. Februar geltenden Rücktrittsklausel Gebrauch machen, sondern sei weiterhin daran interessiert, "die Sache zu einem guten Abschluss zu bringen", betonte Obermann am Dienstag in Barcelona vor österreichischen Journalisten bei der "3GSM"-Handymesse.
Keine Überraschung
Die vertiefte Prüfung der Übernahme durch die EU-Kommission sei zwar "nachvollziehbar", "ein gutes Recht der EU-Kommission" und "keine Überraschung", für die beiden Unternehmen und deren Mitarbeiter wäre es aber besser, die Übernahme möglichst rasch durchzuziehen, bemerkte Obermann. T-Mobile glaube, mit der Zustimmung zu weitreichenden Auflagen "alles mögliche getan" zu haben, und sehe "keine nachhaltigen Gründe", warum die Ubernahme nicht genehmigt werden sollte.
Die geplante Übernahme von tele.ring durch T-Mobile sei allerdings vergleichsweise "harmlos" zu von dem der EU genehmigtem Kauf des drittgrößten niederländischen Telekombetreibers Telfort durch den Marktführer KPN, gab Obermann zu bedenken. KPN hat mit Telfort einen Marktanteil von 53 Prozent, T-Mobile kommt mit tele.ring den Angaben zufolge vergleichsweise nur auf 37 Prozent.