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Die Erzählung Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson handelt von der Verwandlung eines Wissenschafters in einen Verbrecher. In der Theaterfassung Jekyll & Hyde von Autor Robert Woelfl (40) ist er jedoch von Beginn an in einen peniblen Sonderling und in einen testosterongeschwängerten Serienkiller gespalten. Wir erleben das allmähliche Übergreifen des Bösen, des Menschenverachtenden auf seine Umwelt. Jekylls Lebensgefährtin Ivy, (Estefania Maranda Rojas), verliebt sich in das Alter Ego ihres Freundes, obwohl (oder weil?) sie von ihm brutal vergewaltigt wird.

Dadurch verändert sich ihre ganze Art und Persönlichkeit weg vom zickigen Hausfräulein hin zur auftrumpfenden Femme fatale. Umgekehrt zeigt Hyde (ein verblüffend wandlungsfähiger Peter Badstübner) unter dem Einfluss ihrer Liebe mehr und mehr sympathische Züge. Der ermittelnde Gesetzeshüter Utterson, Apostel des staatlichen Gewaltmonopols, (Dietmar Nigsch) verliert sich dagegen im Strudel seelischer Abgründe.

Am Ende vergeht auch er sich an Ivy und erschießt seinen Konkurrenten Hyde genau in dem Moment, als dieser durch die Liebe wieder zum Menschen geläutert wird. Eine vielschichtige Produktion des Projekttheater Vorarlberg , karg in Szene gesetzt von Susanne Lietzow, hervorragend ausgestattet durch Marie Luise Lichtenthal. (mh/DER STANDARD, Printausgabe, 14.2.2006)