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Spätestens morgen, Mittwoch, sollen in Österreich Tauwetter und Regen einsetzen. Eine rasche Eis- und Schneeschmelze lässt das Hochwasserrisiko anschwellen.

Foto: dpa/Hildenbrand
Entwarnung für die eingeschneiten Orte gibt es somit nicht.


Linz/Innsbruck - Seit Montagnachmittag hat es in ganz Österreich aufgehört, zu schneien. Für die tausenden Helfer, die zum Teil seit sechs Tagen einsturzgefährdete Dächer freischaufeln, dennoch kein Grund zum Durchatmen. "Jetzt hat der Wettlauf mit der Zeit begonnen", beschrieb der Bad Ischler Bürgermeister Helmut Haas die Situation.

Knapp zwei Meter Schnee lagen inzwischen in der Gemeinde im Salzkammergut. "60 Häuser müssen wir noch freischaufeln", sagte Haas. Mit "wir" meint der Bürgermeister 150 Bundesheersoldaten und 230 Rettungskräfte, die für diese Aufgabe noch zwei Tage Zeit hatten. Denn ab Mittwoch sagt die Hohe Warte einen Wetterumschwung voraus. Frühlingshafte Temperaturen bis zu 12 Grad plus soll es bis zum Wochenende geben. Die Schneefallgrenze steigt auf 1700 Meter.

Für Donnerstag ist im Norden und Westen Österreichs zudem starker Regen angekündigt. Beginnende Schneeschmelze und Regen lassen Hochwasser wahrscheinlich werden. Wie das Hydrographische Zentralbüro in Wien mitteilte, könne der "Zustand an den Donauzubringern sehr kritisch werden".

Vollgesaugter Schnee Der Regen birgt aber noch eine andere Gefahr. Der Schnee saugt sich voll wie ein Schwamm, dadurch wird er noch schwerer. Ihn dann noch von den Dächern zu schaufeln sei eigentlich unmöglich, sagt die Feuerwehr. Wie gefährlich diese Arbeit ist, zeigte sich neuerlich am Sonntag. In Bad Ischl kam ein 67-jähriger Pensionist ums Leben als er vom Dach stürzte. Bereits am Freitag wurde ein Pensionist im Bezirk Rohrbach von einer Dachlawine mitgerissen und getötet.

Entwarnung hat bisher nur das Superiorat der Mariazeller Basilika geben können: Der Dachstuhl der weltberühmten Wallfahrtskirche hat sich unter dem Druck der Schneemassen nicht gesenkt. Die rund dreistündige Sperre am Samstag sei aus Sicherheitsgründen wegen Schneeräumarbeiten am Dach erfolgt, teilte kathpress mit. Bisher wurden im Mariazeller Land rund 700 Gebäude vom Schnee befreit. Auch in Niederösterreich heißt es weiter Schnee schaufeln, speziell in den Bezirken Lilienfeld und Amstetten.

2700 Soldaten

Insgesamt stellte das Bundesheer für das Schneeräumen in Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich und Salzburg 2700 Soldaten ab. Dazu kamen 5000 Feuerwehrmänner und unzählige freiwillige Helfer. Außerdem hielt das Bundesheer für die Lawinenkommissionen und für Transportflüge sechs Hubschrauber bereit.

Mit dem enormen Zuwachs an Neuschnee in den Nordalpen - bis zu einem Meter in den Tauern - nimmt auch wieder die Lawinengefahr in den Skigebieten deutlich zu. Zu Wochenbeginn wurde sie in weiten Teilen als "erheblich" (Stufe 3) eingestuft.

Die Sperre der Salzachtalstraße (B 159) über den Pass Lueg zwischen Golling und Stegenwald blieb vorerst aufrecht. Für Fahrten in den Pinzgau konnte das "kleine Deutsche Eck" nach einem Lawinenabgang in der Nacht auf Samstag am Montag hingegen wieder für den Verkehr freigegeben werden. (ker, DER STANDARD-Printausgabe 14.02.2006)