Speicherkraftwerk im hintersten Pitztal: Die Tiwag sieht in diesem Projekt ein Entgegenkommen, Proteste gegen das Vorhaben im Tiroler Naturpark regen sich dennoch.

Fotomontage: Tiwag
Im Bergsteigerdorf Vent regt sich Widerstand: Wir geben unsere Bäche nicht her, heißt es.


Innsbruck - Der Ausbau des Speicherkraftwerks Kaunertal ist das energiewirtschaftlich bedeutendste Projekt, für das die landeseigene Stromgesellschaft Tiwag von der Tiroler Landesregierung mit einer vertiefenden Projektstudie beauftragt worden ist. Der bestehende Gepatschspeicher soll mit einem hochgelegenen zweiten Speicher ergänzt werden, um im Pumpbetrieb Spitzenstrom für den Export herzustellen.

Diesen Speicher im Rofental bei Vent im hintersten Ötztal oder am Rifflsee mitten in einem Pitztaler Skigebiet zu errichten stieß nicht nur bei Bürgerinitiativen, sondern auch in den Gemeinden und bei Touristikern auf Widerstand. Jetzt hat die Tiwag einen Alternativvorschlag im Taschachtal (hinterstes Pitztal) vorgelegt. Die drei Bürgerinitiativen aus dem Pitz-, Ötz-und Kaunertal protestieren gemeinsam. Es wird darauf verwiesen, dass der geplante Speicher mit seiner 145 Meter hohen Mauer im Naturpark und Ruhegebiet liegt.

"Entgegenkommen"

Tiwag-Vorstand Bruno Wallnöfer sieht im Alternativvorschlag ein Entgegenkommen. Der Speicher im Taschachtal wäre mit 75 Millionen Kubikmeter um fast ein Fünftel kleiner als jener am Rifflsee, und die Fallhöhe zum Krafthaus im Kaunertal wäre um mehr als ein Drittel geringer, als bei den beiden anderen Varianten. Trotzdem, meint Wallnöfer, würde die erzeugte Strommenge nur um fünf Prozent geringer sein, weshalb das Projekt "energiewirtschaftlich vertretbar ist".

Wolfgang Kofler, verantwortlicher Tiwag-Projektplaner, bezeichnet einen Speicher Taschachtal als "dritte Wahl". Dessen geringere Leistung zu beziffern sei noch zu früh, das sei "eine Frage der Optimierung". Obwohl einige Bäche des Pitztales für diesen Speicher nicht mehr infrage kämen, stünde mehr Wasser zur Verfügung, weil man "aus dem Ötztal mehr Wasser einziehen kann". Denn die Bäche würden rund 200 Meter gefasst und hätten dort eine höhere Wasserführung, erklärt Kofler.

Ablehnung bleibt

Die Bäche rund um Vent wären also noch stärker betroffen. Der Venter Bergführer Markus Pirpamer erwartet, dass die einhellige Ablehnung im Bergsteigerdorf aufrecht bleibt, auch wenn kein Speicher im Tal gebaut werden sollte. Auch für Bachfassungen brauche es im Nieder-oder Rofental die Errichtung einer Lkw-tauglichen Straße; und Pirpamer bleibt dabei: "Wir geben unsere Bäche nicht her."

Keinen Kommentar gibt es vorerst vom St. Leonharder Bürgermeister Rupert Hosp (VP), auf dessen Gemeindegebiet sowohl das Taschachtal wie der Rifflsee liegen. "Zuerst muss sich der Gemeinderat eine Meinung bilden." Auch der Obmann des Pitztaler Tourismusverbandes Othmar Walser will zunächst im Vorstand diskutieren. (Hannes Schlosser, DER STANDARD-Printausgabe 14.02.2006)